An was wir Franken am häufigsten erkranken

Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Störungen und dopen sich, um leistungsfähiger zu sein. Die Ursachen: Job-Angst, Stress, Arbeitstempo.
von  Abendzeitung
Atemwegs-Erkrankungen wie Erkältungen sind in Deutschland am häufigsten. Doch am längsten dauern psychische Erkrankungen – sie sind auf dem Vormarsch.
Atemwegs-Erkrankungen wie Erkältungen sind in Deutschland am häufigsten. Doch am längsten dauern psychische Erkrankungen – sie sind auf dem Vormarsch. © AP

Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Störungen und dopen sich, um leistungsfähiger zu sein. Die Ursachen: Job-Angst, Stress, Arbeitstempo.

NÜRNBERG Die kranken Franken: Sie haben den höchsten Krankenstand in Bayern! Der liegt in Mittelfranken bei 3,2 Prozent. Das ist laut DAK der höchste Wert im Freistaat – er liegt 0,2 Prozent über dem Durchschnitt.

Besonders alarmierend: Die Franken dopen immer mehr am Arbeitsplatz – und damit einhergehend nahmen die psychischen Erkrankungen in Mittelfranken von 2007 auf 2008 um 19 Prozent zu!

„Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt Uwe Müllmaier, Sprecher der DAK Mittelfranken: „Männer frisieren ihr Leistungspotenzial, Frauen hellen ihre Stimmung auf.“ Mit Antidepressiva oder Medikamenten wie Piracetam oder Methylphenidat zur Leistungssteigerung versuchen immer mehr Menschen, den Stress am Arbeitsplatz zu bewältigen. Bayernweit dopen laut DAK über 133000 Menschen gezielt im Büro!

Mittelfranken ist eine Problemregion

Die Folgen, das zeigen Statistiken der AOK Bayern deutlich, sind gravierend: Menschen mit einer Atemwegserkrankung – wie etwa einer Erkältung – sind im Schnitt nur 6,4 Tage krank. Personen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, sind im Schnitt 22,5 Tage krank geschrieben. Dazu kommen noch mögliche stationäre Klinikaufenthalte, die sich über Monate erstrecken können.

Ursachen für den starken Anstieg der psychischen Störungen: Das zunehmende Arbeitstempo, der höhere Leistungsdruck sowie – ganz massiv – die Jobangst. DAK-Sprecher Müllmaier versucht eine Erklärung: „Mittelfranken ist ein Ballungsgebiet. Hier gibt es Industrie und Dienstleistungen aus allen Bereichen. Und Mittelfranken ist auch eine Problemregion. Man denke da an Grundig, AEG oder jetzt Quelle. Was das mit den Mitarbeitern macht – und gerade mit den Mitarbeitern in den Quelle-Zuliefer-Betrieben – kann man sich denken. Das findet in der Psyche seinen Niederschlag.“

Um Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, zu helfen, empfiehlt der Experte: „Sprechen Sie das Problem an – in der Familie und im Betrieb. Und suchen dann ärztliche Hilfe.“ mm

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