An den Grenzen der Tragbarkeit nähen
NÜRNBERG - Zwischen Rucksäcken und Silhouetten-Schmuck: Anna Lang und Bettina Blecha präsentieren sich an der Nürnberger Kunstakademie in einer Absolventenausstellung.
Am Schmausenbuck sehen Dschungelcamps anders aus: Da sind zwei Künstlerinnen, die holen was raus. Mit Umrissen des Überlebens und Zusammentreffens von Gestalten und Gestaltung. Mit einem „letzten Bild“, das man sich von ihnen machen soll. Anna Lang und Bettina Blecha, die sich nicht nur menschlich, sondern auch inhaltlich nahe stehen, verabschieden sich mit einer „Absolventenausstellung“, jener Eigeninitiative, der die Nürnberger Kunstakademie verschärft das Gütesiegel von Außerordentlichkeit verleihen will.
„Von manchen Orten lässt man sich nicht so leicht vertreiben“ verrät das Foto mit der Schöner-Wohnen-Ästhetik in der Ausstellungshalle. Der hineingepappte Überlebenskünstler mit Outdoor-Außenrüstung nimmt’s befremdlich. Wie der Betrachter. Ihr Faible für Naturburschen hat Bettina Blecha, die mit ihrer ehemaligen Professorin Eva von Platen die Lust am Unfertigen teilt, ausgebaut — von Zeichnungen und Collagen, wo sich Landkarten und Farbpuzzlestücke zur Figuren-Camouflage ergänzen, bis hin zur Urwaldfototapete und Rast-Plätzen aus Wanderstiefeln und selbst genähten Rucksäcken aus Rettungsfolie, die sie teilweise mit Helium füllt.
Organischen Silhouetten begegnet man bei Anna Lang, die 2009 einen bayerischen Debütantenpreis erhält, wieder. Die verschmelzenden Konturen von Paaren bilden — neben blickfängerischer Bonsai-Vase und Frieda-Kahlo-Brosche samt aufwändigen Nahstellen — den Ausgangspunkt fürs jetzige Tun. Mit Leder und Seidenfaden schafft die 35-Jährige gelernte Goldschmiedin (Professorin Ulla Mayer lobt an der Meisterschülerin weiter die „intelligenten Hände“) uneindeutige Objekte, die sich an Hals, Hand und Hüfte hängen lassen. Und sich dabei nicht unsichtbar machen. Im Gegenteil. Schließlich müsse man sich an einer Kunstakademie, sagt Lang, auch mit den „Grenzen der Tragbarkeit“ beschäftigen. Rucksäcke sind diese amorphen Schmuckstücke nicht, aber Proviant-Päckchen für den Egotrip allemal. daer
Kunstakademie (Bingstr. 60): ab heute, 19 Uhr, bis 7. Dezember, Di-Sa 13-18 Uhr
- Themen: