Amoklauf in Ansbach: Er kam mit Axt und Brandbomben

Er stürmte die Schule mit einer Axt und Molotowcocktails: Ein 18-Jähriger verletzte mit Brandsätzen zehn Schüler, zwei davon schwer. Die Polizei schoss den Täter an, das Motiv ist weiterhin unklar. Die Schüler vermuteten zunächst einen Feueralarm.
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ANSBACH - Er stürmte die Schule mit einer Axt und Molotowcocktails: Ein 18-Jähriger verletzte mit Brandsätzen zehn Schüler, zwei davon schwer. Die Polizei schoss den Täter an, das Motiv ist weiterhin unklar. Die Schüler vermuteten zunächst einen Feueralarm.

Es war gestern um 8.35 Uhr, als bei der Polizei im mittelfränkischen Ansbach der Notruf eingeht. Ein Schüler ruft um Hilfe: Ein Person sei in in das Carolinum-Gymnasium eingedrungen. Mit einer Axt, zwei Messern und drei Molotow-Cocktails. Elf Minuten später treffen eine Polizeibeamtin und ihre Kollege mit ihrem Streifenwagen an der Schule ein. Das Gebaude liegt mitten in der Altstadt von Ansbach.

Im dritten Stock hat zu diesem Zeitpunkt bereits die Amoktat stattgefunden. Der 18-jährige Täter aus Ansbach, der in die 13. Klasse des Gymnasiums geht, hat bereits zwei Molotow-Cocktails in Klassenzimmer einer neunten und einer elften geworfen. Zum Glück zündet nur einer der beiden Brandsätze. Einen dritten Molotowcocktail werden die Beamten später bei ihm finden. Ein Brandsatz geht jedoch in Flammen auf. Eine Schülerin erleidet schwere Brandverletzungen, eine andere eine lebensgefährliche Schädelverletzung – wahrscheinlich vom Messer oder der Axt. sechs weitere Schüler sind leicht verletzt.

„Die Beamten stellen Brandgeruch im Gebäude fest und stellen den Amokläufer im Toilettenbereich. Doch statt sich zu ergeben, geht er auf die Polizisten zu. Die Beamten eröffnen das Feuer aus ihren Maschinenpistolen, der Täter wird von fünf Kugeln getroffen. Er wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, dort operiert und außer Lebensgefahr gebracht. Ansprechbar war er bis gestern Nachmittag noch nicht. Die Staatsanwaltschaft beantragte mittlerweile Haftbefehl gegen ihn wegen versuchten Mordes.

Nach der Festnahme rasen zahlreiche Mannschaftswagen zum Einsatzort. Die Schule wird umstellt und vorsorglich geräumt und durchsucht. Die verletzten Schüler werden zunächt in der Turnhalle der Schule untergebracht. Das Seelsorger und Psychologen betreuen die Kinder. Überall herrscht Fassungslosigkeit wegen der Tat.

Auf einer Pressekonferenz wurden gestern Nachmittag erste Einzelheiten bekannt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnete den Zustand des Täters als „kritisch“. Herrmann nannte das rasche Eingreifen der Polizei „mehr als vorbildlich“. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) lobte das umsichtige Verhalten von Lehrern und Schülern.

Bei dem Vorgehen der Schule und der Polizei hätten sich die nach dem Amoklauf von Winnenden verbesserten Alarmpläne bewährt, lobten die beiden Minister: „So etwas läst sich nicht verhindern, eine Schule ist kein Hochsicherheitstrakt. Aber besonnenes Handeln hat wahrscheinlich Schlimmeres verhindert“, sagte Spaenle.

Nach Angaben von Schulleiter Franz Stark trugen Lehrer die verletzten Schüler aus der Schule und überprüften, ob alle die Klassenräume verlassen hatten. Die meisten der auf den Schulhof geschickten Jugendlichen hätten zuerst an eine Übung geglaubt, berichtete Stark. „Es fällt mir schwer, dazu Stellung zu nehmen.“ Für Freitag wurde der Unterricht abgesagt.

Dem lokalen Hörfunksender „Radio 8“ sagte eine Schülerin: „Wir waren total ahnungslos.“ Ein anderes Mädchen erzählte, dass das Gymnasium nicht wie eine andere Schule über einen speziellen Amoklaufalarm verfüge. „Wir haben nicht mal eine Sprechanlage, nur so ein Feueralarmteil, diese Glocke“, sagte sie.

Als Reaktion auf den Amoklauf von Ansbach hat die baden-württembergische Landesregierung Hilfe angeboten. Nach den schrecklichen Ereignissen von Winnenden in diesem Frühjahr wisse man, in welch traumatischer Lage sich die Betroffenen vor Ort nach einer solchen Tat befänden, sagte Kultusminister Helmut Rau (CDU). „Wir bieten gerne unsere Hilfe und Unterstützung für die Menschen in Ansbach an. Die Länder müssen in solch schwierigen Situationen zusammenstehen und sich gegenseitig helfen“, sagte Rau.

Beim Amoklauf von Winnenden waren am 11. März 15 Menschen und Amokläufer Tim K. ums Leben gekommen.

Der Brandanschlag auf das Gymnasium Carolinum weckt Erinnerungen an andere Gewalttaten an deutschen Schulen. Erst im Mai wurde eine 16-jährige Schülerin an einem Brandanschlag auf ihr Gymnasium in Sankt Augustin bei Bonn gehindert. Mehrfach gab es Tote, wenn Jugendliche ihre Schule zum Tatort machten.

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