Ammoniak-Austritt am Eisstadion Straubing: Es herrschte Explosionsgefahr
Straubing - Zuerst ist eine Sirene zu hören, dann ein Martinshorn. Und noch eins. Und noch eins. Schnell ist gestern Morgen gegen 7 Uhr in Straubing klar: Der Einsatz ist von größerer Dimension.
Und das ist nicht nur zu hören, sondern rund um das Eisstadion der Straubing Tigers am Pulverturm auch deutlich zu riechen. Ein beißender, Tränen in die Augen treibender Geruch liegt in der Luft und verteilt sich in kurzer Zeit bis hinauf zum Stadtplatz. Der Grund: Ammoniak.
Offenbar sind bei Fräsarbeiten fünf Kühlleitungen unter der Eisdecke beschädigt worden, schlagartig steigt giftiger Dampf auf. Aus fünf Lecks – ein Foto der Feuerwehr zeigt sie als kaum fingernagelgroß – strömt Ammoniak.
Ammoniak-Austritt am Eisstadion Straubing: Einsatz dauert über zehn Stunden
Die Arbeiter lösen Alarm aus: Für Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte beginnt damit ein mehr als zehnstündiger Einsatz. Anliegende Häuser müssen evakuiert werden, außerdem wird eine Versorgungsstelle für Passanten eingerichtet. 130 Menschen müssen raus – 118 davon sind Schüler und Lehrer einer nahegelegenen Schule.
Unser Partner-Portal "idowa.de" hat die Vorbereitungsmaßnahmen der Feuerwehr festgehalten:
Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte sperren Straßen um das Stadion ab, genauso den Großparkplatz am Hagen. Insgesamt sind etwa 300 Kräfte im Einsatz.
Der Deutsche Wetterdienst berechnete im Auftrag der Freiwilligen Feuerwehr, wie sich die Ammoniak-Wolke ausbreiten würde. Rund 20 Messstellen prüften die Gas-Konzentration bis ins 15 Kilometer entfernte Straßkirchen – dort wurde aber keine Gas-Konzentration nachgewiesen.
Rund um die Maschine herrscht zunächst Explosionsgefahr
Besonders heikel ist die Lage im Stadion selbst, wie Stadtbrandrat Stephan Bachl erklärt. Wegen der hohen Gas-Konzentration habe man die Fräsmaschine nicht anlassen und wegfahren können – zu groß war die Explosionsgefahr. Darum war lange unklar, wo genau und wie groß die Lecks in den Leitungen waren. Dazu kam der Sumpf aus grau-gelbem Ammoniak, der sich um die Maschine bildete.
Anfangs sei die Konzentration in der Luft so hoch gewesen, sagte Bachl, dass man ohne Atemschutz nach zehn bis 15 Minuten tot gewesen wäre. Zwar versiegelte die Feuerwehr die Ammoniak-Container, die den Kreislauf speisten. Die Flüssigkeit in den Leitungen unter dem Eis musste jedoch vollständig wegdampfen – etwa eine bis eineinhalb Tonnen Ammoniak, wie Bachl von einem Vertreter der Stadt erfährt.
Um den Ammoniak-Dampf einzudämmen, sprühen Einsatzkräfte der Feuerwehr im Stadion mit Strahlern Wasser in die Luft: Die Nebeltröpfchen binden das wasserlösliche Ammoniak und ziehen es zu Boden. Das kontaminierte Wasser muss die Feuerwehr dann auffangen, in Tanks pumpen und entsorgen. Gegen 14 Uhr hat die Feuerwehr das Stadion soweit entlüftet, dass sie die Maschine wegfahren und die Lecks finden können. Sie stemmen die Leitungen im Beton frei, flexen die beschädigten Stücke weg und verschließen die Schnittstellen. Laut Bachl trägt keiner der Feuerwehrmänner und -frauen Verletzungen davon.
Insgesamt klagten laut Angaben der Polizei rund 60 Personen über Beschwerden, neun der 14 Verletzten wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Der Fräsenfahrer wurde ins Krankenhaus gebracht, war aber später am Nachmittag schon wieder am Eisstadion.
Im folgenden Video unseres Partner-Portals "idowa.de" äußert sich Brandrat Stephan Bachl zum Ammoniak-Austritt in Straubing:
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