Am Tegernsee soll es ein Feuerwerksverbot an Silvester geben – die Landesregierung ist dagegen

Am Tegernsee sind sich Lokalpolitiker von verschiedenen Parteien einig. Sie wollen das Böllern an Silvester stark einschränken
von  Alexander Spöri
Mehrmals im Jahr kracht es am Tegernsee. Doch das soll sich ändern.
Mehrmals im Jahr kracht es am Tegernsee. Doch das soll sich ändern. © imago/Peter Widmann

München/Tegernsee - An Silvester soll es in Bayerns beliebter Urlaubsregion am Tegernsee still und finster bleiben. Die fünf Anliegergemeinden wollen erreichen, dass möglichst viele Bürger dort auf Feuerwerke verzichten.

Zusammen mit der Tegernseer Tal Tourismus GmbH und einem Tierschutzverein wollen die Verantwortlichen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht, der Müll- und Umweltverschmutzung entgegenwirken. Nebenbei wollen sie so auch Tieren helfen, die zum Jahreswechsel unter der starken Lärmbelastung leiden.

Naturschutzgebiet am Tegernsee soll geschützt werden

Auch wenn Feuerwerke am Tegernsee zur Tradition gehören, seien sie inzwischen nicht mehr "zeitgemäß", betont Christian Kausch, Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. Ihm zufolge haben die Gemeinden bereits in den vergangenen Jahren kleine Erfolge erzielt. Vor allem touristische Betriebe hätten ihre Feuerwerke stark reduziert. "Die schießen nicht mehr das ganze Jahr lang", sagt Kausch.

Ganz im Gegensatz zu den Bürgern, die zum Jahreswechsel oft schon vor Silvester zündeln. Auch wenn der Geschäftsführer des Tourismusunternehmens selbst gerne bei Feuerwerken zuschaut, befände sich der Tegernsee immer noch in einem Naturschutzgebiet mit seltenen Vorkommen.

Diese müssten geschützt werden, sagt auch Thomas Tomaschek. Der Vorsitzende des Ortsverbandes der Grünen im Tegernseer Tal meint: "Es heißt immer, dass wir Grünen eine Verbotspartei wären, aber wenn wir uns anschauen, was alles in Deutschland reguliert ist, dann sollte das auch möglich sein."

Für Verbot muss zunächst die Verordnung  geändert werden

Tomaschek hat mit den Grünen bereits einen Antrag vorbereitet, um Feuerwerk im Landschaftsschutzgebiet "Tegernsee und Umgebung" zu verbieten. Diesem wurde in allen Gemeinden der Ferienregion zugestimmt.

Mit der Umsetzung des Beschlusses könne allerdings noch nicht begonnen werden, weil die Kommunen noch auf das Landratsamt Miesbach warten. Um die rechtliche Grundlage zu schaffen, müsste die Behörde die Landschaftsschutzverordnung abändern. Dort müsste ein neuer Verbotstatbestand geschaffen werden, um Feuerwerke überhaupt verbieten zu können.

Böller-Hersteller sind von Verbotsdebatte genervt

Nicht überall im Tegernseer Tal haben es sich die Gemeinderäte bei ihrer Entscheidung einfach gemacht. In Gmund stimmten beispielsweise 13 Mitglieder für den Antrag der Grünen und acht dagegen, wie Florian Rummel, Geschäftsleiter der Gemeinde erzählt. Auch er sei der Meinung, dass sich die Bürger an Silvester mehr "zurückhalten" müssen. Da der Tegernsee in einem Tal liegt, sammle sich der Feinstaub besonders in der Region an, erklärt Rummel.

Zwei Hersteller von Feuerwerkskörpern aus Oberbayern sind von der Debatte genervt. Sie verweisen auf Untersuchungen des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI). Laut den Berechnungen der Interessenvertretung sei der Anteil der Feuerwerke an den gesamten CO2 -Emissionen vernachlässigbar. Auch der ausgestoßene Feinstaub sei keine "nennenswerte Belastung" für Mensch und Umwelt. Dem widersprechen die Daten des Umweltbundesamts. Laut denen kommt es vermehrt zu Krankenhauseinweisungen wegen Asthmaanfällen, Herzinfarkten und Schlaganfällen, wenn der Feinstaub-Ausstoß hoch ist.

"Silvester könnte eine traditionelle Ausnahme bleiben"

Trotz dieser Daten ist man in der Landesregierung noch gegen ein Feuerwerksverbot. Das sei nicht zielführend, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zum vergangenen Jahreswechsel sagte.

Ganz sicher, wie man es am Tegernsee umsetzen will, ist man sich auch noch nicht. "Silvester könnte weiterhin eine traditionelle Ausnahme bleiben", sagt der Grünen-Politiker Tomaschek. Doch Feuerwerke unterm Jahr sollte es seiner Meinung nach nicht mehr geben.

Auch Rummel von der Gemeinde Gmund macht dazu einen Vorschlag: Bürger, die an Silvester Raketen in die Luft schießen wollen, sollten denselben Betrag, den sie für Pyroartikel ausgegeben haben, nachträglich an soziale Projekte spenden.

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