Am Schliersee: Gewaltsamer Tod in Skandal-Altenheim

Erst steht das Altenheim wegen eines Corona-Ausbruchs unter Quarantäne, dann endet ein gewaltsamer Übergriff dramatisch.
Klaus Wiendl |
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Im Fall um die "Seniorenresidenz Schliersee" im Kreis Miesbach kommen immer mehr Details über gravierende Mängel zutage
Klaus Wiendl Im Fall um die "Seniorenresidenz Schliersee" im Kreis Miesbach kommen immer mehr Details über gravierende Mängel zutage

Miesbach - Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft kam es in der Seniorenresidenz Schliersee am 25. Juli zu einem gewaltsamen Übergriff eines Heimbewohners auf eine andere Bewohnerin. Das Opfer ist inzwischen gestorben. Es ist nicht der erste Vorfall in der Pflegeeinrichtung im Landkreis Miesbach. Seit Monaten ist das Heim schon im Visier der Behörden.

Ein dementer Heimbewohner (87) soll vor zwei Wochen eine ebenfalls demente Pflegebedürftige sexuell missbraucht und sie schwer verletzt haben. Die 85-Jährige wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und starb dort zehn Tage nach dem Vorfall, wie Pressesprecherin Andrea Mayer von der Staatsanwaltschaft München II der AZ bestätigte. Der 87-Jährige kam in die Psychiatrie.

"Der Tatvorwurf lautet auf Totschlag, in Tateinheit mit Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung." Zu klären sei noch, ob das Opfer durch diese Gewalteinwirkung gestorben ist. Wenn dem so wäre, sagte Mayer, "würde es sich um einen vollendeten Totschlag handeln".

Die Behörden prüfen, ob sich das Personal richtig verhalten hat

Ermittelt werde auch im Umfeld der Seniorenresidenz, "ob weitere Personen für den Vorfall verantwortlich sind, etwa die Heimleitung oder Pflegepersonal". Geprüft werde, ob es dort zu Aufsichtsverstößen gekommen ist. Zwar sei das Pflegepersonal auf den Vorfall aufmerksam geworden, es sei eingeschritten und habe die Rettungskräfte alarmiert. Doch wie lange die Gewalttat gegen die Seniorin unbemerkt angedauert hatte, werde noch ermittelt.

Das Landratsamt Miesbach als Trägerin der Seniorenresidenz verwies auf AZ-Anfrage auf das Ermittlungsverfahren. Der Vorfall werde sehr ernst und zum Anlass genommen, "die engmaschige Überwachung der Einrichtung trotz zwischenzeitlich eingetretener Verbesserung der pflegerischen Situation bis auf Weiteres fortzuführen".

Schon mehrmals wurden in dem Altenheim, das von der italienischen Pflegefirma Sereni Orizzonti betrieben wird, gravierende Mängel festgestellt. Im April erkrankten einige Bewohner am Coronavirus. In der Folge musste die Unterkunft unter Quarantäne gestellt werden. Mitte Mai rückte die Bundeswehr an. Der Krisenstab des Landkreises hatte einen Amtshilfe-Antrag gestellt, weil es dem Betreiber nicht gelang, die Versorgung der Bewohner zu gewährleisten.

Corona-Ausbruch forderte bereits vier Tote

Als sich im Mai dann 18 Bewohner mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert hatten, rückten die Ermittler der Staatsanwaltschaft an. Drei Bewohner und eine Mitarbeiterin waren im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Die Staatsanwaltschaft München II leitete ein Verfahren wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen ein.

Als Grund für die Ausbreitung des Virus’ nennen ehemalige Mitarbeiter die dünne Personaldecke und wenig qualifizierte Mitarbeiter. Dies sei ebenfalls ein Grund dafür, zitiert der BR die Interims-Qualitätsmanagerin Sylvia Schäfer, dass es zu einem Vorfall wie am 25. Juli kommen konnte. Wenn demente Bewohner nicht ausreichend betreut würden, dann könnte der "unauffälligste Bewohner übergriffig werden".

Inzwischen hat das Heim eine neue Leitung. Das Landratsamt Miesbach führt stichprobenartig Kontrollen durch.

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