Altmühl-Wanderung: Entschleunigen am stillen Fluss

Wandern für die Seele über Wiesen, Felsen und durch Wälder: Die Altmühl fließt langsam dahin. Auch das gleichnamige Tal lässt sich entspannt ergehen.
von  Ruth Schormann
Dafür lohnt sich der Aufstieg: Blick aufs Kloster Weltenburg.
Dafür lohnt sich der Aufstieg: Blick aufs Kloster Weltenburg. © Katrin Berger

Die Kelten sollen die Altmühl, den 227 Kilometer langen bayerischen Fluss, den "stillen Fluss" genannt haben. Das schreibt Katrin Berger in ihrem neuen Wanderführer "Wandern für die Seele: Wohlfühlwege Altmühltal".

Verschiedene Wege zum  Wohlfühlen

Darin schlägt die Gymnasiallehrerin, die vor vielen Jahren von Niedersachsen nach Bayern kam (siehe auch Interview unten), 20 Wohlfühlwege durch das Altmühltal vor, das sich von Treuchtlingen im Westen bis Kelheim im Osten erstreckt. Die AZ stellt Ihnen eine der Touren vor - erfrischend und dazu noch mit vielen historischen Wegmarken. Los geht's - denn es muss ja nicht immer in den Süden Münchens gehen!

Katrin Berger über das Herz und die Lebensader Bayerns 

Im Gespräch mit der AZ erklärt die Autorin des Seelenwanderführers, was sie am Altmühltal so mag und was das Besondere an dem bayerischen Fluss ist.

Katrin Berger.
Katrin Berger. © privat

AZ: Frau Berger, Sie kommen ursprünglich aus Niedersachsen. Wie hat es Sie ins Altmühltal verschlagen?
KATRIN BERGER: Zunächst ist der bayerische Staat "schuld" daran, dass ich nach Niederbayern gekommen bin: Als junge Lehrerin wird man dorthin geschickt, wo Bedarf an der studierten Fächerkombination - ich unterrichte Latein und evangelische Religionslehre - besteht. Und das war damals Kelheim. In die Schule gegangen bin ich in Franken, habe dort studiert und wollte dort eigentlich auch bleiben. Niederbayern stand damals nicht auf meiner Wunschliste. Heute bin ich sehr froh und dankbar darüber, nach Kelheim gekommen zu sein: Die Menschen sind nett und offen, die Gegend ist herrlich und bietet so viel - und außerdem habe ich hier meinen Mann gefunden.

"Das Altmühltal ist das Herz Bayerns"

Was mögen Sie an Ihrer Wahlheimat besonders?
Die herrliche Mischung. Im Altmühltal hat man von allem etwas: Es gibt steile Berge mit bizarren Felsen und dunklen Höhlen, liebliche Flusstäler, über denen Burgen thronen, und sanft geschwungene Höhenzüge - Natur in ihrer schönsten Vielfalt. Und dann sind die großen Städte wie Regensburg, Nürnberg und München nicht weit. Hier sind wir tatsächlich im Herzen Bayerns.

Sie haben 20 Wanderungen für die Seele zusammengestellt - an wen richten sich die Touren?
An alle Wanderfreunde und Wanderbegeisterte, die sich auf neue Pfade einlassen wollen. Die Reihe "Wandern für die Seele" möchte den Fokus nicht auf die langen, herausfordernden Touren legen, sondern, wie der Name schon sagt, die Gegend neu, mit anderen Augen, entdecken. Und so habe ich individuelle Wanderrouten erkundet und neu konzipiert, die den Genuss des Weges und die Schönheit der Gegend zum Schwerpunkt haben. Auch Altbekanntes ist natürlich dabei, aber unter einem neuen Blickwinkel.

"Die Altmühl ist ein rein bayerischer Fluss"

Was wissen viele Bayern über die Altmühl gar nicht?
Dass die Altmühl einer der am langsamsten fließenden Flüsse Deutschlands ist und sich daher hervorragend zu seelenvollen Touren eignet, ist vielleicht nicht jedem bekannt. Außerdem ist sie ein rein bayerisches Gewässer, das mit Franken, Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz fast alle Bezirke des Freistaats durchquert; an Schwaben fließt sie übrigens nur ein paar Kilometer entfernt vorbei. Insofern ist die Altmühl DIE Lebensader Bayerns. Ihrem Charme ist man zu Recht schnell erlegen.

Schnell erlegen, wenn man da ist: Kelheim etwa hat gar keinen eigenen Bahnhof...
Das stimmt. An dieser Situation ist historisch betrachtet König Ludwig I. schuld. Er wollte das Tal nicht mit Schiene und Kanal überlasten, um es mal so auszudrücken. Aber wir haben ein gutes Bussystem, das die Städte entlang des Flusses miteinander verbindet. So gibt es einen Freizeitbus durch das gesamte untere Altmühltal von Regensburg bis Dollnstein - und bis Eichstätt-Stadt fährt eine eigene kleine Verbindungsbahn von der Linie München-Nürnberg. Auch über Ingolstadt fährt ein Bus.

Erfrischungstour aus dem Buch: Keltenwelten um den Kelheimer Michelsberg

Die zwölf Kilometer lange Rund-Tour rund um den Kelheimer Michelsberg führt über Asphalt- und Schotterstraßen sowie Waldweg und Felssteig und ist bei Trockenheit zu jeder Jahreszeit begehbar. Vom Parkplatz der Schleuse des Main-Donau-Kanals in Kelheim geht es durch das keltische Stadttor (l) zum Kelheimer Stadtrand. Der Blick fällt auf die Befreiungshalle. Am Ortsschild geht es nach links und dann nach rechts in den Weg auf der Dammkrone des Kanals.

Wiesen, Wälder, kuriose Felsen, Kloster und Klösterl: All das bietet diese Wanderung.
Wiesen, Wälder, kuriose Felsen, Kloster und Klösterl: All das bietet diese Wanderung. © Droste-Verlag

Kurz bevor eine Brücke übers Wasser führt, halten wir uns rechts. Um zum Hafenzulauf des alten Kanals zu gelangen, überqueren wir den Ludwigs-Kanal und betreten das Hafengelände (1). Wir überqueren den Parkplatz, steigen auf den Donaudeich und folgen ihm nach rechts in Richtung Donau-Durchbruch. Am Ortsende angelangt, geht es oben weiter auf dem Weg, von dem hinter dem Kruzifix ein Pfad nach rechts in den Wald abzweigt. Zurück auf der Donau-Promenade erreichen wir das Klösterl - hier findet sich die letzte Möglichkeit für ein kühles Getränk auf der Tour.

Auf dem weiteren Weg lädt die eine oder andere Höhle zur Erkundung ein, ehe wir einen Buchenhain betreten. Unter einer Felsnase, die wegen ihrer auffälligen Verwitterungsform auch "Bienenkorb" genannt wird, gehen wir weiter in ein weites Tal mit Streuobstbäumen namens Wipfelsfurt. Dieser deutet, so schreibt Katrin Berger, darauf hin, dass man hier früher bei Niedrigwasser den Fluss sogar zu Fuß durchqueren konnte. Wir befinden uns jetzt an der seichtesten Stelle der Donau zwischen Ingolstadt und Regensburg.

Katrin Bergers "Wandern für die Seele - Wohlfühlwege Altmühltal"
Katrin Bergers "Wandern für die Seele - Wohlfühlwege Altmühltal" © Droste-Verlag

Blick über die Donau inklusive

Am Ende des Talkessels geht der Weg geradeaus am Ufer entlang weiter bis zur Langen Wand (Œ). Hier ist der berühmte Donau-Durchbruch, eine Engstelle, an der die Donau "machtvoll durch die Felswände rauscht", wie Autorin Berger beschreibt. Vor dem folgenden Aufstieg ist Zeit für eine Pause auf der Kiesbank an der Donau. Gegenüber blicken wir auf Felsformationen wie die "Steinerne Jungfrau" (mit Fähnchen) oder die drei steinernen Brüder, im Wasser liegende Felsen.

Dann folgt der zugegeben etwas beschwerliche Aufstieg über etliche Treppen durch den Wald - dafür geht es einige Meter von der Kiesbank zurück und dann nach oben. Der Lohn: herrliche Ausblicke über das Tal. Auf dem breiten Waldweg geht es weiter nach links Richtung Kloster Weltenburg. Das barocke Kloster haben die Asam-Brüder gestaltet.

Gegründet wurde es um 600 und gilt als älteste Klosteranlage Bayerns. Die älteste Klosterbrauerei der Welt findet sich hier. Der Biergarten ist einen Abstecher wert, über den Fluss geht es per Zille. Aber zurück zur Wanderung: Zunächst gehen wir weiter nach links, um einen Blick auf die Donauschleife und das Kloster zu werfen.

Denkmal für preußischen Befehlshaber - mitten in Bayern

Dann geht es den Keltenwall (-) durch den Wald drei Kilometer zurück - von der Donau wieder an die Altmühl. Immer wieder gibt es markante Löcher im Waldboden, aus ihnen wurden früher Erze gewonnen, wie Berger erklärt. Wir überqueren eine Straße, ehe es auf dem Keltenwall weitergeht, immer den Wegweisern des Altmühl-Panoramawegs entlang geht es weiter mit dem Abstieg zur Altmühl.

Nach zwei Kilometern geht es vorbei am Kelheimer Externstein (—), der auch Wilhelmsfelsen genannt wird, weil er am Todestag Kaiser Wilhelms I. zu Tal gerollt sein soll. So gibt es sogar im Herzen Bayerns ein Denkmal für den preußischen Befehlsherren - aber weit vor den Toren der Stadt. Nach einer Bank mit Marterl knickt der Weg nach links ab zur Straße, kurz darauf erreichen wir wieder den Parkplatz am Keltentor.


Katrin Bergers "Wandern für die Seele - Wohlfühlwege Altmühltal" (192 Seiten, 18 €) ist im Droste-Verlag erschienen.

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