Alpenhütten in Bayern bedroht: "Klimawandel zeichnet Wanderkarten neu"

Hitze, Unwetter und Starkregen in Bayern: Es ist ein Bergsommer der Extreme gewesen, wie der Deutsche Alpenverein (DAV) zusammenfasst.
von  Ralf Müller
Die Wintersaison ist ganz ausgefallen, im Sommer war früher Schluss: die Neue Prager Hütte am Großvenediger.
Die Wintersaison ist ganz ausgefallen, im Sommer war früher Schluss: die Neue Prager Hütte am Großvenediger. © Jens Klatt / DAV

München - Ein Ausnahmejahr hat der Wandertourismus in den Alpen nach Angaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) im zurückliegenden Sommer und Herbst erlebt. In diesem Jahr habe sich besonders eindrücklich gezeigt, wie der Klimawandel die Alpen verändere, erklärte der DAV am Freitag in München. Das Gebirge sei immer stärker von extremen Wetterlagen wie Trockenheit, Hitze, Unwetter, Hagel und Starkregen betroffen.

Klimawandel und Wassermangel: Alpenhütten in Bayern mussten bereits geschlossen werden

Beispielhaft musste das die Neue Prager Hütte im Nationalpark Hohe Tauern erfahren. Wegen Wassermangels war die auf 2800 Metern Seehöhe gelegene Hütte schon ab Mitte August geschlossen worden. Kurz darauf spülte ein Starkregen zwei Brücken auf dem Zustiegsweg weg.

"Punktuell extreme Regenfälle oder Stürme mit massiven Schäden an unserer Infrastruktur sind seit einigen Jahren zuverlässig zu erwarten. Das war nicht immer die Regel", erklärte Gabriela Scheierl, die seit vielen Jahren die Wegebau- und instandsetzungsmaßnahmen der Alpenvereins-Sektionen betreut.

DAV-Experten warnen: "Schutthänge werden instabiler und die Steinschlaggefahr steigt"

Weggespülte Brücken würden zum Teil Hunderte Meter weit weg vom Standort wiedergefunden und Muren rissen metertiefe Gräben durch das alpine Wegenetz, schilderte Scheierl die neue Realität in den Bergen. In Tirol versperrten zahllose Murgänge Zustiege und machten Wege unpassierbar. "Der Klimawandel zeichnet auch Wanderkarten in erstaunlicher Geschwindigkeit neu", so der DAV.

Im Hochgebirge haben sich außerdem die hohen Temperaturen der vergangenen Sommer überdeutlich bemerkbar gemacht. So brach im Juni der Südgipfel des 3397 Meter hohen Fluchthorns in der Silvretta bei Galtür ab, was auf tauenden Permafrost zurückgeführt wird. "Im gesamten Alpenraum steigt die Permafrostgrenze an. Schutthänge werden instabiler und schwieriger zu begehen und die Steinschlaggefahr steigt," sagte Tobias Hipp, Geograph und Gletscherexperte beim DAV.

Auch die Preise für Energie und Lebensmittel setzen den Alpenvereins-Hütten zu

Trotz des ungewöhnlich unberechenbaren Wetters sind die Wirtsleute der etwa 300 Alpenvereins-Hütten mit der Saison zufrieden, berichtete DAV-Hüttenreferentin Miriam Roth. Teilweise seien doppelt so viele Übernachtungen wie im letzten Jahr registriert worden.

Auch die hohen Lebensmittelpreise, die von den Hüttenwirten teilweise auf die Gäste umgelegt wurden, konnten die Bergwanderer nicht von einer Stärkung in den Berghütten abhalten. Die gestiegenen Preise hätten die Gäste mit Verständnis aufgenommen, fasste der Alpenverein die Rückmeldungen der Wirte zusammen. Dennoch blickt Hüttenreferentin Roth mit Sorge in die Zukunft: Steigende Energie- und Lebensmittelpreise setzten den Wirtsleuten zu und Extremwetterereignisse wie lange Trockenperioden, erschwerten den Hüttenbetrieb.

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