Alois Mannichl geht in die Offensive

PASSAU - Der niederbayerische Kripochef Alois Mannichl spricht von „Einschüchterung“ seitens des Passauer Oberstaatsanwalts Helmut Walch - jetzt hat er sich einen Rechtsanwalt besorgt, der ihn juristisch beraten soll.
Der Streit um angebliche Ermittlungspannen im Fall Alois Mannichl wird immer schärfer. Seit Tagen beschuldigen sich Passaus Ex-Polizeichef und Oberstaatsanwalt Helmut Walch, der die Ermittlungen leitet, gegenseitig. Jetzt nimmt sich Mannichl (53) einen Anwalt, um sich gegen Walchs Vorwürfe zu wehren. Sein Anwalt Erhard Frank: „Diese Art der Behandlung muss sich mein Mandant nicht gefallen lassen.“
Ein Jahr nach der Messerattacke auf Mannichl vor seinem Haus in Fürstenzell ist der Täter noch auf der Flucht. Das LKA übernahm die Ermittlungen von der Soko „Fürstenzell“, 2600 Spuren brachten keinen Erfolg. Eine hätte vielleicht geholfen: Mannichl sagt, nach dem Stich habe er den Täter gepackt und festgehalten. Die Ermittler hatten aber keine DNA-Probe von seinen Fingernägeln genommen.
Genau deshalb gibt es Streit. Erst hieß es, die Polizei habe das einfach verschlampt. Vergangene Woche warf Oberstaatsanwalt Walch Mannichl plötzlich vor, er hätte als Polizeichef selbst daran denken müssen, seine Fingernägel untersuchen zu lassen.
Mannichl konterte: Kurz nach der Tat hätten ihn andere Gedanken beschäftigt, vor allem die um seine Familie. Sein Rechtsanwalt nennt die Beschuldigungen des Oberstaatsanwalt „lebensfremd“.
Noch mehr Pfusch?
Das wiederum ließ Helmut Walch nicht auf sich sitzen: Als die Kripo am Tatort ankam, sei Mannichl schon im Krankenhaus gewesen, sagte er – und dort gleich zur Not-Op. Ärzte und Schwestern hätten die Fingernägel kontaminiert. In ersten Befragungen habe Mannichl nichts von einem engen Kontakt zum Täter gesagt. Auch in Aussagen zur Tatwaffe habe er sich in „Widersprüche“ verstrickt.
Mannichl, der in der Zwischenzeit Niederbayerns Kripochef wurde, ist sauer: „Ich sehe das als Einschüchterung, damit in meinem Fall nicht noch mehr und viel schlimmere Ermittlungspannen bekannt werden“ – ein Hinweis auf noch mehr Pfusch bei der Polizei?
H. Denk, T. Gautier