Allmächd! Markus Söder wird 50 Jahre alt

München - Über fehlende Kritiker kann sich Markus Söder (CSU) nicht beschweren. Genau wie über fehlende Aufmerksamkeit. Beides ist dem bayerischen Finanz- und Heimatminister und bekennenden Fan des 1. FC Nürnberg Woche für Woche garantiert. Mal weil Söder die Flüchtlingspolitik Merkels mit markigen Bierzelt-Worten beschimpft und den "Heimatschutz" ausruft, mal weil er auch vor Kritik an Parteifreunden und den für die CSU wichtigen Kirchen nicht zurückschreckt.
Aber für seine Art feiern große Teile der CSU-Mitglieder und -Wähler Söder auch, der an diesem Donnerstag 50 Jahre alt wird. Dagegen ist sein Image außerhalb des Freistaates umstritten: Er gilt als Scharfmacher, Populist, Provokateur, Rechtsaußen. "Diese Kritik muss man wegstecken können. Wer mich kennt, weiß, dass mich diese Beschreibungen nicht richtig charakterisieren", sagt er ruhig und mit kämpferischem Blick.
Der einstige Einserabiturient weiß sehr wohl, dass seine politische Karriere von genau diesem Spannungsfeld lebt. Als karrierebewusster Stratege hat Söder daraus einen funktionierenden Markenkern kreiert, inklusive regelmäßiger Talkshow-Besuche und jeder Menge Interviewanfragen.
Forderungspapier: CSU bleibt bei Flüchtlings-Obergrenze stur
Dank sozialer Netzwerke ist Söder so gut wie immer online, ob mit Fotos aus seiner Jugendzeit oder politischen Botschaften. Und auch als Faschingsnarr sorgt der Franke immer wieder für Aufsehen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in der CSU viele gibt, die fürchten, dass genau dieser Habitus ihn am Ende das große Ziel kosten könnte: als Nachfolger von Horst Seehofer den CSU-Chefsessel und das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten übernehmen.
Dieses Ziel ist seit Jahren ein offenes Geheimnis in der CSU und in Bayern. Wo auch immer Söder hinkommt, wird er darauf angesprochen. Konkrete Antworten gibt es aber für niemanden. Denn nachdem es lange so aussah, als sei die Zeit der Geduld, laut Söder "keine meiner großen Stärken, aber ich arbeite daran", nach der Landtagswahl 2018 vorbei, ist dank Seehofer das CSU-Personalkarussell wieder in Fahrt: "Wer jeden Tag einen Förderbescheid überreicht, ist noch lange kein Stratege", lästerte er über Söder. Mit der Kritik und der ins Spiel gebrachten Koppelung des Parteivorsitzes an einen Ministerposten in Berlin provozierte er neuen Streit zwischen den gar nicht so unähnlichen Alphatieren und sorgte in der Partei für Unruhe.
"Wenn ich Mitglied der SPD wäre, hätte die CSU ein Problem"
Söder will unter keinen Umständen nach Berlin: "Ich fühle mich in Bayern einfach wohl. Ich brauche den Kontakt zu den Menschen, will im Land unterwegs sein und hier Politik machen." In der Bundeshauptstadt sei er nicht gut aufgehoben, sagt der vierfache Vater.
Söders CSU-Laufbahn lässt schon lange große Ziele vermuten: Seit 1983 ist der promovierte Jurist Parteimitglied, von 1995 bis 2003 war er Chef der Jungen Union Bayern. Seit 1994 ist er Landtagsabgeordneter, seit 1995 Teil des Präsidiums, von 2003 bis 2007 war er unter dem damaligen CSU-Chef Edmund Stoiber Generalsekretär, seit 2007 ist er Minister.
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Söder weiß um seinen Sonderstatus in der CSU. Andere Minister wären mit einer solch provokanten Art gegenüber Seehofer wohl schon lange auf dem Abstellgleis gelandet. Der Franke kommentiert es mit Humor: "Wenn ich Mitglied der SPD wäre, hätte die CSU ein Problem", sagt er.
Dabei war eine politische Karriere laut Söder nie dessen Ziel: "Es war Zufall, dass ein Landtagsmandat frei wurde. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre." Vermutlich eine Zeit lang Journalisten. Denn Söder hatte damals als Fernsehredakteur gearbeitet.
Mit Blick auf seinen 50. Geburtstag gibt sich Söder gelassen. "Ab 50 beginnt im Leben eines Mannes die Zeit der Ernte", zitiert er derzeit gerne seinen Vater. Was das für ihn bedeute, werde die Zeit zeigen – persönlich wie politisch.