Allgäuer Bergsteiger Luis Stitzinger: Tod im Himalaya

Der Allgäuer Luis Stitzinger ist einer der erfolgreichsten Bergsteiger Europas. Der 54-Jährige wurde zuletzt im Himalaya vermisst. Nun vermelden mehrere Medien seinen Tod.
von  Tobias Lill
Das Bergsteigerpaar Alix von Melle und Luis Stitzinger in einer Kältekammer bei einem Münchner Outdoorsport-Ausstatter Ende 2012.
Das Bergsteigerpaar Alix von Melle und Luis Stitzinger in einer Kältekammer bei einem Münchner Outdoorsport-Ausstatter Ende 2012. © imago

Es müssen schreckliche Stunden gewesen sein, die Alix von Melle zuletzt durchmachte. Ihr Mann, der aus dem Allgäu stammende Bergsteiger Luis Stitzinger, wurde im Himalaya vermisst.

Der erfahrene Berg- und Skiführer sei allein auf dem dritthöchsten Berg der Welt, dem Achttausender Kangchendzönga (8586 Meter) an der Grenze zwischen Indien und Nepal, unterwegs gewesen, sagte Thaneshwor Guragain, ein Mitarbeiter seiner nepalesischen Expeditionsfirma Seven Summit Treks, am Montag.

Leichnam von Luis Stitzinger auf 8400 Metern Höhe gefunden

Am Dienstagabend wurde dann aus dem schrecklichen Verdacht Medienberichten zufolge Gewissheit: Stitzinger ist offenbar tot. Wie die nepalesische Tageszeitung "The Himalayan Times" berichtete, wurde der Leichnam des Füsseners in gut 8400 Meter Höhe am Kangchendzönga gefunden.

Ein Team von Sherpas war am Montag ins Basislager gebracht worden, um nach Stitzinger zu suchen. Der "Himalayan Times" zufolge wird der Leichnam in eines der tiefer gelegenen Hochlager gebracht.

Die Zeitung beruft sich auf Mingma Sherpa, den Geschäftsführer von Seven Summit Treks, einer Agentur, die auch Stitzingers Expedition organisiert hat.

Luis Stitzinger war auf eigene Faust im Himalaya unterwegs

Dass die Leiche des Bergsteigers nun nach unten gebracht werde, habe Stitzingers Frau Alix von Melle "Abenteuer Berg" bestätigt. Dies berichtete der Bergsteiger-Blog am Dienstagabend. Eine Anfrage der AZ bei von Melle blieb zunächst unbeantwortet.

Stitzinger war auf eigene Faust unterwegs. Dienstleistungen von Sherpas hat er demnach nur im Basislager genutzt. Zuletzt habe ihn ein einheimischer Bergsteiger vom Volk der Sherpa am vergangenen Donnerstag beim Abstieg auf rund 8500 Metern gesehen.

Mehrere Achttausender bestiegen: Luis Stitzinger wollte weiteren Gipfelversuch wagen

Der 54-jährige Stitzinger stieg nach Angaben von „Abenteuer Berg“ ohne Flaschensauerstoff auf und hatte seine Ski dabei, weil er plante, soweit möglich, mit ihnen den Kangchendzönga hinabzufahren.

Stitzinger habe, als sich für vergangenen Mittwoch und Donnerstag ein weiteres Schönwetterfenster abzeichnete, beschlossen, nach nur drei Ruhetagen im Basislager, einen weiteren Gipfelversuch zu wagen. Am 18. Mai war ein erster Anlauf, den Gipfel zu erklimmen, gescheitert.

Stitzinger war auf dem 8586 Meter hohen Kangchendzönga an der Grenze zwischen Indien und Nepal unterwegs.
Stitzinger war auf dem 8586 Meter hohen Kangchendzönga an der Grenze zwischen Indien und Nepal unterwegs. © imago

Stitzinger bestieg mehrere Achttausender und andere hohe Berge, teils auch mit von Melle. Oft verzichtete er dabei auf eine Atemmaske. Dabei ist ab 7000 Höhenmetern der Sauerstoffmangel auf Dauer lebensgefährlich.

Gipfel des Himalaya: Immer wieder lassen Bergsteiger ihr Leben

Zusammen veröffentlichten Stitzinger und von Melle das Buch "Leidenschaft fürs Leben: Gemeinsam auf die höchsten Berge der Welt". In der Buchbeschreibung heißt es: "Luis war schon als Kind in den Bergen zu Hause; der erfahrene Bergführer und Expeditionsleiter krönt Besteigungen mit spektakulären Skiabfahrten."

Immer wieder verlieren Menschen ihr Leben, wenn sie die Berge des Himalaya erklimmen wollen, die von Zeitungen auch doppeldeutig als "als Tor zum Himmel" bezeichnet werden. Bei einem Lawinenunglück im Oktober 2022 starben dort mindestens 26 Bergsteiger.

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