Alles neu in Neuschwanstein

Das Märchenschloss wird aufwendig renoviert. Das dauert. Was gemacht wird – und wie ein Hotel-Chef in Schwangau über "Nachbar" Ludwig denkt.
von  AZ/rom/rus
1.437.455 Menschen haben das Schloss 2019 besucht.
1.437.455 Menschen haben das Schloss 2019 besucht. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Das Märchenschloss wird aufwendig renoviert. Das dauert. Was wird alles gemacht und wie viel kostet die Aktion?

Märchenschloss, Gegenwelt zur Realität, Ort zwischen Wahn und Wirklichkeit: König Ludwigs Schloss Neuschwanstein hat viele Namen, weckt viele Assoziationen. Momentan kommt noch eine dazu: Baustelle.

Es riecht dort nach Farbe, es wird gehämmert und gebohrt, es staubt und zwei Männer in Arbeitskleidung tragen einen Teppich quer durch den Gang. Neuschwanstein wird gerade restauriert und saniert. "Die Schlossführungen sind von der Maßnahme hier insoweit betroffen, dass derzeit der Zugang über die Freitreppen der beiden Schlosshöfe erfolgt, Gerüste in einzelnen Räumen aufgebaut sind und der Besucher Restauratoren bei der Arbeit sehen kann", teilt Ines Holzmüller von der Bayerischen Schlösserverwaltung mit. Dies werde aber sehr positiv aufgenommen, sagt sie.

1.437.455 Menschen haben das Schloss 2019 besucht.
1.437.455 Menschen haben das Schloss 2019 besucht. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Erstmals seit 1886 laufen umfängliche Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten der Prunkräume des Märchenschlosses – und die ziehen sich: Voraussichtlich 2022 soll alles fertig sein. Aber was wird genau gemacht? Die AZ hat nachgefragt:

Der Umfang der Renovierung

Die arbeitsintensiven Restaurierungen an den Kunstwerken umfassen alle für Besucher zugänglichen Schau-, Neben- und Funktionsräume sowie die ehemalige Königswohnung im Torbau. Die Schlösserverwaltung listet insgesamt 2.329 Positionen auf: 93 Räume mit 184 Wand- und Deckenfassungen, 65 Gemälde, 355 Möbel, 228 Textilien und Lederobjekte, 322 kunsthandwerkliche Objekte, 315 Holzbauteile, 196 Natur- und Kunststeinobjekte und 664 Fenster und Außentüren.

Die Schlösserverwaltung hat zudem eine Lüftungsanlage eingebaut. Diese Maßnahme ist bis auf die Lüftungsanlage im Thronsaal abgeschlossen.

Die Kosten

Sie liegen bei über 20 Millionen Euro. Ziel der Schlösserverwaltung ist es, eine Schließung des berühmten Bauwerks im Rahmen der Maßnahme zu vermeiden. "Daher ist die größte Herausforderung für unsere Mitarbeiter, dass den Besuchern weiterhin ein unvergesslicher Schlossbesuch ermöglicht wird und zeitgleich die vor Ort tätigen Restauratoren professionell ihrer Arbeit nachgehen können", erklärt Holzmüller.

Der Zeitplan

Restauriert wurden bereits weite Bereiche in der obersten Schlossebene mit dem Vorplatz, dem Tribünengang und dem Sängersaal. Anschließend wird das Gerüst in den Thronsaal umgesetzt, der in zwei Abschnitten restauriert werden soll. Das wird voraussichtlich bis Ende 2021 dauern, so Holzmüller zur AZ. Dann werde auch mit der Restaurierung weiterer Raumbereiche in der Ebene 3 mit Speisezimmer, Schlafzimmer, Kapelle, Ankleidezimmer und Wohnzimmer begonnen.

Renovierung hin, Baustellen-Geklapper her: Der Faszination, die der Märchenkönig und seine Vision von einer ganz eigenen Welt aus Opernfiguren von Richard Wagner und für die damalige Zeit extrem fortschrittlichen Einbauten wie einer Zentralheizung oder einer Grotte mit wechselndem Licht ausüben, tut das keinen Abbruch – wie die AZ bei ihrem Besuch mit eigenen Augen gesehen hat.

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