Alle vier Jahre wieder: In Bayern gibt es eine Geburtstagsparty für Schaltjahrkinder

Die Gemeinde in Bayern veranstaltet seit 1988 eine Feier für alle, die an einem 29. Februar geboren sind. Mit dabei ist Albert Gehring. Er hat zum 15. Mal Geburtstag – und wird 60. Doch wie ist es, wenn man nur alle vier Jahre Geburtstag hat?
Natascha Probst |
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Verziert mit dem Logo von Bad Hindelang: die Torte für die Geburtstagskinder.
Verziert mit dem Logo von Bad Hindelang: die Torte für die Geburtstagskinder. © Bad Hindelang Tourismus

Bad Hindelang - Inzwischen ist es ja Tradition, sagt Max Hillmeier, Tourismusdirektor von Bad Hindelang. 1988 hat die Gemeinde im Allgäu die erste Geburtstagsparty für Schaltjahrkinder ausgerichtet, seitdem gibt es alle vier Jahre ein Fest für die, die eben nur dann Geburtstag haben: alle vier Jahre.

Dieses Jahr kommen sie schon zum zehnten Mal zusammen. 30 Geburtstagskinder haben sich angemeldet, alle mit Begleitung – eine Frau bringt sogar zehn Leute mit. Max Hillmeiers Vorgänger Walter Besler hatte die Idee gehabt. Und er führt sie jetzt weiter. "Total nett ist das – wie ein Klassentreffen", sagt er. "Gerade in diesen Zeiten muss ja auch mal was lustig sein."

Zwei werden vier: Sie feiern ihren ersten Geburtstag am 29. Februar

Bad Hindelang sei der ideale Ort für eine "zünftige Geburtstagsfeier" für alle am 29. Februar geborenen Menschen. Viele Wiederholungstäter kommen vorbei, sagt er der AZ. Aber in diesem Jahr hätten sich auch viele neue angemeldet. Einer von ihnen feiert heuer seinen 22. Geburtstag. Er wird 88. Und zwei werden vier: Sie feiern ihren ersten Geburtstag.

Mit dabei ist auch Albert Gehring aus Fünfstetten im Landkreis Donau-Ries. Der beinahe 60-Jährige begeht am 29. Februar in Bad Hindelang seinen "15. richtigen Geburtstag", wie er der AZ sagt. Von der ersten Party 1988 hat er in der Zeitung gelesen, bei der zweiten, im Jahr 1992, war er schon dabei.

Albert Gehring wird 60 und feiert seinen 15. Geburtstag.
Albert Gehring wird 60 und feiert seinen 15. Geburtstag. © privat

Schaltjahrkinder: Gratulieren soll man erst am 1. März

Am 24. Dezember Geburtstag zu haben, fände er schlimmer. "Da hast du ja dann Heiligabend und Geburtstag." Sein 29. Februar ist ihm da schon lieber. Wenn kein Schaltjahr ist, feiert Albert Gehring am 1. März Geburtstag, im kleinen Kreis. An dem Tag soll man Schaltjahrkindern übrigens auch erst gratulieren, sagt er. Sie am 28. Februar schon zu beglückwünschen, bringe Unglück.

Auch als Kind hatte Albert Gehring kein Problem mit seinem seltenen Geburtstag. "Das ist halt mal so. Fertig. Muss man so akzeptieren." Und manchmal hat es eben ja auch Vorteile, wie er findet: Man darf zum Feiern nach Bad Hindelang fahren. "Das dürfen nicht viele."

Geburtstag im Schaltjahr: Bleibt man jünger, wenn man nur alle vier Jahre feiert?

Wie die Reaktionen anderer Menschen sind, wenn sie von seinem Geburtsdatum erfahren? Manche seien schon erschrocken, sagt Albert Gehring. "Aber im Grunde stellen die dann die selben Fragen wie Sie jetzt auch." Bleibt man denn jünger, wenn man so selten Geburtstag hat? Nein, meint er. Er fühle sich schon eher wie 60. Hillmeier wird bei der Party seine traditionelle und mit Spannung erwartete 29-Wörter-Rede halten. Was er vortragen wird, will er der AZ vorab natürlich nicht verraten.

Sie alle sind an einem 29. Februar geboren: die Geburtstagsrunde 2012.
Sie alle sind an einem 29. Februar geboren: die Geburtstagsrunde 2012. © Bad Hindelang Tourismus

Was sonst geboten sein wird bei der Party? Los geht es schon am Vorabend bei einem gemeinsamen Abendessen. Pünklich ab Mitternacht wird dann zünftig gefeiert. Um die Geburtstagstorte kümmert sich die Gemeinde Bad Hindelang. Am 29. Februar selbst gibt es dann eine Berg- und Talfahrt mit der Hornbahn Hindelang und einem Frühschoppen mit Weißwurstfrühstück im Berggasthof "Zum Oberen Horn" – für die Geburtstagskinder und einer Begleitperson ist all das kostenlos. Anmelden kann man sich übrigens jederzeit noch, sagt Max Hillmeier. "Wir haben praktisch unendlich Plätze."

Übrigens: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov wissen 13 Prozent der Deutschen nicht, was ein Schaltjahr ist. Am sichersten schätzen sich Menschen im Alter von 45 bis 54 Jahren bei dem Thema ein. 81 Prozent von ihnen geben an, es erklären zu können.

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Warum es Schaltjahre überhaupt gibt

Für alle, die Rat brauchen, sei es kurz erläutert: Um den Kalender besser mit der astronomischen Realität der Erdumlaufbahn um die Sonne zu synchronisieren, wird alle vier Jahre ein Schaltjahr eingelegt. Für die Sonnenumrundung braucht die Erde nämlich nicht exakt 365 Tage, sondern: 365 Tage, fünf Stunden und fast 49 Minuten. Der Schalttag wird in der Regel alle vier Jahre eingeschoben, um die Abweichung zwischen dem astronomischen – dem Sonnenjahr – und dem Kalenderjahr auszugleichen.

Ob Tourismusdirektor Hillmeier etwa auch an einem 29. Februar Geburtstag hat und damit ein Schaltjahrkind ist? Angesichts seiner Begeisterung für die Veranstaltung wäre das durchaus vorstellbar. "Nein, leider nicht", sagt er. "Aber immerhin darf ich alle vier Jahre mitfeiern."

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