Alarm! Immer weniger Kinder können schwimmen...
Die Helfer der DLRG beklagen mangelnde Schwimmfertigkeiten beim Nachwuchs. Die Stadt will jetzt was dagegen unternehmen
NÜRNBERG Am Ufer des Europakanals suchen Taucher fieberhaft das Wasser ab. Ein Rettungshund schnüffelt nach Spuren. Krankenwagen stehen bereit, das Blaulicht eingeschaltet. Dann wird eine Einsatzkraft fündig – und zieht eine Puppe aus dem Wasser.
Was gestern im Nürnberger Süden geschah, war zum Glück nur eine Übung der Deutschen Lebens-RettungsGesellschaft (DLRG). Doch die Retter schlagen Alarm: Denn immer weniger Kinder können schwimmen.
„Viele können sich zwar über Wasser halten“, sagt Werner Battke, Sprecher der DLRG. „Aber richtig schwimmen können wenige. Vor allem Kinder im Grundschulalter haben viele Defizite.“ Das sei alarmierend, weil immer mehr Jugendliche in ihrer Freizeit ins Freibad oder ans Meer gehen. „Wer da nicht richtig schwimmen kann, ist potenziell gefährdet.“
Geplant: Ein „Schul- und Vereinsbad“ auf dem Club-Gelände
Leider bleibt es oft nicht nur bei der potenziellen Gefahr – 2008 sind in Deutschland 475 Menschen ertrunken, das ist ein Anstieg von 12,3 Prozent. Allein 98 Menschen kamen in Bayern um. Battke sieht das Problem darin, dass den Schülern zu wenige Lehrschwimmbecken zur Verfügung stünden und sie teils lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen, um zum Schwimmunterricht zu gelangen.
Die Stadt Nürnberg kennt das Problem: „Wir haben schlicht zu wenige Bäder“, sagt Ronald Höfler, Mitarbeiter von Bürgermeister Horst Förther. „Man muss Öffentlichkeit, Vereine und den Schwimmunterricht der Schulen unter einen Hut bringen.“ Das Platzproblem soll jetzt der Bau des „Schul- und Vereinsbades“ auf dem Club-Gelände lösen. Morgen wird darüber im Stadtrat entschieden.
Schul-Bürgermeister Klemens Gsell will auch Eltern in die Verantwortung nehmen: „Manche entschuldigen ihre Kinder von vornherein vom Unterricht, andere schicken sie ohne Schwimmzeug ins Bad. Bei so einer Mitwirkung können wir auch nichts tun.“
Um wohlbehalten durch die Badesaison zu kommen, gibt DLRG-Sprecher Battke Tipps:
1. Alkohol hat beim Schwimmen nichts zu suchen!
2. Nicht überhitzt ins Wasser springen – vor dem Baden lieber kurz in den Schatten legen, sonst macht der Kreislauf schlapp.
3. Nicht mit vollem Magen ins Wasser gehen – „falls was passiert, hat der Körper Schwierigkeiten, die lebenserhaltenden Funktionen aufrecht zu erhalten“, sagt Battke.
4. Übermut vermeiden: „Springen Sie nicht in unbekannte Gewässer, erkunden Sie diese vorsichtig“, so Battke.
kasa
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