Akt-Fotograf versext Nürnberger Ruinen

Hier der gnadenlose Verfall, dort das blühende Leben. Frauen, einsam und nackt in schroffen Stein-Trümmern, schutzlos einer feindlichen Umgebung ausgeliefert. Die Fotografien des Feuchters Helmuth Schönweiß (42) versexen Nürnbergs tristeste Ruinen-Landschaften!
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Die Schöne und das Biest: Für Fotograf Helmuth Schönweiß wagte sich Model Moni in den Schlund des „Dinosauriers“ – und zog sich dabei prompt eine Schürfwunde zu.
Helmuth Schönweiß 4 Die Schöne und das Biest: Für Fotograf Helmuth Schönweiß wagte sich Model Moni in den Schlund des „Dinosauriers“ – und zog sich dabei prompt eine Schürfwunde zu.
Der letzte Herrscher der Milchhof-Brache: Fotograf Helmuth Schönweiß.
Helmuth Schönweiß 4 Der letzte Herrscher der Milchhof-Brache: Fotograf Helmuth Schönweiß.
Nackt und schutzlos einer feindlichen Umwelt ausgesetzt: Lilli in den Trümmern des mittlerweile abgerissenen Milchhof-Areals.
Helmuth Schönweiß 4 Nackt und schutzlos einer feindlichen Umwelt ausgesetzt: Lilli in den Trümmern des mittlerweile abgerissenen Milchhof-Areals.
Auch das starke Geschlecht setzt Schönweiß gerne in Szene.
Helmuth Schönweiß 4 Auch das starke Geschlecht setzt Schönweiß gerne in Szene.

Hier der gnadenlose Verfall, dort das blühende Leben. Frauen, einsam und nackt in schroffen Stein-Trümmern, schutzlos einer feindlichen Umgebung ausgeliefert. Die Fotografien des Feuchters Helmuth Schönweiß (42) versexen Nürnbergs tristeste Ruinen-Landschaften!

Schönweiß' Arbeiten sind trotz zum Teil heftiger Darstellungen ästhetisch und anspruchsvoll. Und wertvolle Zeitdokumente über eine Stadt im Umbruch. Wo die alte Industrialisierung einer neuen Dienstleistungs-Architektur weicht. Wo Altes oft unbemerkt verfällt und Gefahr läuft, in einer neuen Beliebigkeit zu versinken. Schönweiß fotografiert (nicht nur) Akte in Nürnbergs brachen Industrie-Anlagen. Der Milchhof am Wöhrder See war vier Jahre lang seine zweite Heimat, sein Atelier, seine Inspiration. „Als die Paladin-Werke abgerissen wurden, war das nicht einfach für mich“, sagt er.

Der bärige Typ mit den kurzen schwarzen Haaren und der goldumrandeten Brille gehört nicht zu der Sorte „Aktfotograf“, vor dem Mütter ihre Töchter warnen: „Respekt“ und „Distanz“ gehören zu den Lieblings-Vokabeln Schönweiß’, der zehn Jahre lang Lastwagen vermietete. Oft in den neuen Bundesländern, woer seinerzeit die Liebe zu den Industrie-Ruinen entdeckte.

Seine Models rekrutiert er über Mundpropaganda

Mit dem Fotografieren begann er bereits Ende der 1980er-Jahre: Der Hobby-Motorradrennfahrer hatte einen Unfall, musste seinen Kumpels beim Runden-Drehen zuzusehen. Im kroatischen Rijeka gelangen ihm in dieser Zeit 1989 die ersten vorzeigbaren Aufnahmen – es sollten immer mehr werden. Zwei Jahre später dann der erste kommerzielle Erfolg: Eine Aufnahme des verstorbenen Formel 1-Piloten Ayrton Senna zierte großformatig den Nürnberger Airport. Seit zwei Jahren knipst Schönweiß hauptberuflich – gerne auch Hochzeiten, Familien-Fotos und Babys.

Die Models für seine Shootings in Industrie-Ruinen rekrutiert er über Mundpropaganda. Oder spricht sie einfach auf der Straße an: Genauso ungern, wie sich im Studio zu verschanzen, arbeitet Schönweiß mit Profi-Models. „Ihre Posen wirken so oft nur auswendig gelernt.“

Definitiv einmalig und unverwechselbar wie zeitlos dagegen sind seine Aufnahmen: Ein letztes Mal hauchte er dem Milchhof oder dem Augustiner Leben ein. Sexy Dokumente für die Ewigkeit.

Steffen Windschall

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