Aiwanger: Deutschland werde zur "Leiche Europas"

Abensberg - Begleitet von den Klängen der "Lustigen Holzhackerbuam" der "Tanngrindler Musikanten" hat der Freie-Wähler-Vorsitzende und bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am Dreikönigstag die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs für seine Partei in Abensberg eröffnet – und er sparte nicht an deftiger Problembeschreibung.
Hubert Aiwanger: Vom "kranken Mann" zur "Leiche Europas"
Deutschland sei ein Land, "das auf dem Rücken liegt und mit den Beinen rudert wie ein überfahrener Hund", stimmte Aiwanger die Zuhörerschaft im "Weißbierstadl" ein. Die Bundesrepublik sei auf dem Wege vom "kranken Mann" zur "Leiche Europas". Die werde man wie eine Mumie einwickeln und mit dem Hinweis "Das war einmal Deutschland" ins Schaufenster stellen.
Damit war der Ton gesetzt für die weiteren Ausführungen im Aschermittwochs-Modus. Grundtenor: Ohne die Freien Wähler im Bundestag werde es in Deutschland weiter gehen wie bisher. Es werde sich nichts ändern, wenn sich die bisherigen Akteure von Schwarz, Rot und Grün nach der Bundestagswahl mit denselben Ideen neu formierten.
Die Union nahm Aiwanger davon ausdrücklich nicht aus. Deren Kanzlerin Angela Merkel habe das Land mit ihrer Zuwanderungspolitik "in diese Bredouille gebracht".
Freie Wähler wollen "bürgerliche Koalition" mit Union und FDP
Die Freien Wähler warben für ihr Ziel, mit Hilfe von drei Direktmandaten bei der Bundestagswahl am 23. Februar den Einzug in den Bundestag zu schaffen. Der Landshuter Landrat Peter Dreier sorgte sich wegen der Missverständnisse, die bei den Wählern entstehen könnten.
Schafften die Freien Wähler drei Direktmandate, würden keineswegs nur die drei Gewählten, sondern 20 bis 25 weitere Freie Wähler in den Bundestag einziehen. Diese würden dann zusammen mit der Union und der FDP für eine "bürgerliche Koalition" zur Verfügung stehen.
Auch das Thema Wolf durfte nicht fehlen. Der Bestand des Beutegreifers in Deutschland sei gesichert. "Hunderte" dieser Tiere müssten in Deutschland abgeschossen werden. Ziemlich sauer zeigten sich die Freien Wähler in Abensberg, dass ihr Wahlkampfauftakt im Vorfeld von den Medien weitgehend verschwiegen worden sei.
Aiwanger schießt gegen Presse
Aiwanger vermutete dahinter eine Strategie der "Mainstream-Medien", die auch Meinungsumfragen "teilweise" dazu missbrauchten, "uns zu entmutigen". Aiwanger ging noch einen Schritt weiter: "Was ist denn das für eine neutrale Presse, wenn wir ständig ignoriert werden?", fragte der Freie-Wähler-Chef und beklagte sich auch über seine mangelhafte Präsenz in ARD und ZDF.
Wer aus der bürgerlichen Mitte komme, sei den dortigen Verantwortlichen "scheinbar suspekt". Es sei Markus Lanz nicht gelungen, ihn vor mehr als einem Jahr "durch den Fleischwolf" zu drehen, schilderte Aiwanger die Verschwörung aus seiner Sicht. Daraufhin sei er nicht mehr eingeladen worden, um zu vermeiden, den Freie-Wähler-Chef "bekannter zu machen".