Aggressives Streusalz verätzt Hundepfoten!
Besorgte Halter und Tierärzte schlagen Alarm: Trotz Verbots streuen die Nürnberger immer mehr Umweltgift. Leidtragende sind unsere Vierbeiner
NÜRNBERG Golden Retriever Rex (4) ist ein richtiger Springinsfeld, der auch bei Wind und Wetter nichts mehr liebt als ausgedehnte Spaziergänge durch sein Revier um den Jamnitzer Platz. Seit diesem Wochenende ist das anders: Kaum hat Rex mit Herrchen Paul Manske (39) die Wohnung verlassen, ist schon nach wenigen Metern Schluss mit fröhlichem Gassigehen. Rex fängt an zu humpeln, jault kläglich, leckt sich verzweifelt die Pfoten und will keinen Schritt mehr tun. Die Ursache: fiese Salzattacken auf Gostenhofer Gehsteigen.
Die sind im ganzen Stadtgebiet eigentlich streng untersagt. Anstatt den Schnee einfach wegzuschippen oder nur mit Sand oder Splitt zu operieren, setzen aber immer mehr Nürnberger auf eine Mischstreuung mit Salz, Chemikalien und Splitt. Und das kann für zarte Hundepfötchen fatale Folgen haben, erklärt der Nürnberger Tierarzt Dr. Jörg Lechner: „Der Splitt reißt winzige Wunden auf. Wenn dann Salze oder andere Stoffe in die offenen Stellen gelangen, fügt das den Tieren Riesenschmerzen zu.“ Wie bei Rex und vielen anderen Hunden überall in Nürnberg.
Am vergangenen bitterkalten, schneereichen Wochenende waren die Einsatzfahrzeuge vom Service Öffentlicher Raum (SÖR) im Dauereinsatz: „Wir mussten der Witterung wegen mehr als üblich streuen“, berichtet Behörden-Sprecher Hans-Peter Kauppert. Genauer: 40 Gramm Salz pro Quadratmeter Straße.
Schwarzsalzern drohen gesalzene Strafen
Aber eben nur auf Straßen, „weil es der Gefahrenabwehr dient“, so Kauppert, und nicht auf Gehwegen, zu deren Räumung die Anlieger verpflichtet sind – und das ohne Salz!
„Das dürfen sie nur auf Privatwegen verwenden“, erläutert Kauppert, „und nicht an öffentlich zugänglichen Stellen.“ Das Salz nämlich wirkt nicht nur auf Hundepfoten extrem aggressiv, sondern ist auch „extrem schädlich für die Umwelt“, weiß Kauppert. Wer zudem das Salz mit den Schuhen in die Wohnung trägt, riskiert Schäden im Parkett. Auch die Beine so mancher Stoffhose wurden schon durch hartnäckige, ätzende Salzkrusten ruiniert.
Ob aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit: Viele Nürnberger haben in den letzten Tagen dennoch gesalzen, was das Zeug hält. Und dafür erwarten sie womöglich gesalzene Strafen: Beim ersten Verstoß dürfen die Schwarzsalzer mit einem Bußgeld von 25 Euro rechnen, sollte SÖR Wind davon bekommen.
Rex jedenfalls bekommt in den nächsten Tagen ein paar Hundeschühchen verpasst, nachdem das bloße Wegwischen genauso wenig hilft wie die Präventiv-Behandlung mit Vaseline. Und obwohl Rex doch den Schnee so liebt, hofft sein Herrchen Paul inständig, dass der Winter bald vorbei ist.
Steffen Windschall
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