Affären-Kreidl gibt auch CSU-Kreisvorsitz ab

Der Landrat Jakob Kreidl tritt nun auch als Vorsitzender der CSU im Landkreis Miesbach zurück und zieht sich ganz aus der Politik zurück. Der Staatsanwalt ermittelt gegen ihn
Miesbach – Der affärengeschüttelte Miesbacher Landrat Jakob Kreidl zieht sich vollständig aus der Politik zurück. Der 61-Jährige erklärte am Mittwoch auch seinen Rücktritt als CSU-Kreisvorsitzender „mit sofortiger Wirkung“, wie der örtliche CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan sagte. Radwan war bereits bei einer Krisensitzung des CSU-Kreisvorstandes am Dienstagabend in Bad Wiessee gebeten worden, für diesen Fall den Parteivorsitz auf Landkreisebene kommissarisch zu übernehmen.
Zuvor hatte Kreidl die von der Parteispitze ultimativ geforderte Verzichtserklärung der Amtsannahme im Falle seiner Wiederwahl als Landrat abgegeben. Radwan – er gehört dem CSU-Kreisvorstand seit langem an – und die oberbayerische Bezirksvorsitzende Ilse Aigner begrüßten den Schritt Kreidls. Die Partei müsse den Blick nach vorn richten, sagten sie. Es gelte nun, die CSU-Kandidaten für Bürgermeisteramt, Gemeinderäte und Kreistag in den zweieinhalb verbleibenden Woche bis zur Kommunalwahl am 16. März zu unterstützen, erläuterte Radwan.
Falscher Doktor, teure Geburtstagsfeier
Kreidl nannte gesundheitliche Gründe für seinen Rückzug. Mit dem Abschied aus der Politik gibt Kreidl dem gewaltigen Druck der CSU-Spitze nach. Vor eineinhalb Wochen hatte der 61-Jährige bereits das Präsidentenamt beim Bayerischen Landkreistag aufgegeben - wie es hieß, auch in diesem Fall auf massives Drängen seiner CSU-Landratskollegen.
Nachdem Parteichef Horst Seehofer die Affärenserie des einstigen Landtagsabgeordneten wochenlang als lokale Angelegenheit abtat, schwenkte er am Montag um. Zuvor war berichtet worden, Kreidl könne die Wahl am 16. März als Schlupfloch zu späteren Nachwahlen nutzen. Nun stufte der Ministerpräsident die Sache als für die Partei insgesamt bedeutsam hoch.
Aigner traf sich am Montagabend zu einem langen Gespräch mit Kreidl. Dabei wurde vereinbart, dass der 61-Jährige im Laufe des folgenden Tages eine Verzichtserklärung abgibt. Kreidl ließ sich jedoch bis zum Abend Zeit, ehe er mitteilte, er werde das Amt des Landrats auch im Falle seiner Wiederwahl aus gesundheitlichen Gründen nicht annehmen. Zu dem Zeitpunkt hatte Aigner bereits eine außerordentliche CSU-Kreisvorstandssitzung einberufen, bei der Kreidl in Abwesenheit auch zum Verzicht auf das Parteiamt aufgefordert wurde.
Kreidl kann seine Landrats-Kandidatur laut Wahlgesetz so kurz vor dem Wahltag nicht mehr zurückziehen. Daher blieb nur die Möglichkeit der Verzichtserklärung für den Fall der Bestätigung im Amt. Dieser Schritt solle „Klarheit in der jetzigen Situation schaffen“, schrieb Kreidl in seiner Mitteilung.
Der Staatsanwalt ermittelt
Der 61-Jährige steht vor allem wegen der überwiegend von der Kreissparkasse und dem Landkreis bezahlten Feier zu seinem 60. Geburtstag – Gesamtkosten fast 120 000 Euro – und wegen seines aberkannten Doktortitels in der Kritik. Zudem beschäftigte er in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter seine Ehefrau als Mitarbeiterin - Monatsgehalt 1500 Euro.
Die Praxis war zwar legal, die sogenannte Verwandtenaffäre sorgte aber parteiübergreifend für massive Kritik. Inzwischen beschäftigen die Kosten für die Geburtstagsparty auch die Münchner Staatsanwaltschaft. Die Behörde leitete Vorermittlungen ein, um zu prüfen, ob strafrechtliche Verstöße vorliegen. Es handle sich aber noch nicht um ein Ermittlungsverfahren, erläuterte Behördensprecher Ken Heidenreich am Mittwoch.
Der Staatsanwaltschaft liegen mehrere Anzeigen in der Angelegenheit vor. Seit Anfang der Woche steht auch noch der Vorwurf im Raum, bei Kreidls privaten Hausbau in Fischbachau entsprächen Höhe und Dachneigung nicht der Genehmigung – es würde sich folglich um einen Schwarzbau handeln.
Das Landratsamt geht den Vorwürfen nach. Von der Behörde gab es zunächst keine Bestätigung für Berichte, wonach das Bauvorhaben bereits eingestellt wurde. Ein solcher Schritt erfolgt normalerweise nur, wenn ein Verstoß vorliegt. Das Landratsamt kündigte eine Erklärung an.