Ärger um Imbiss: Diese Fahne stört Nürnbergs Luftraum!

Es geht um die Wurst: Behördenvertreter kritisieren, dass die Werbung nach „Jahrmarkt“ aussehe. Betreiber Altschmied bleibt gelassen.
von  Abendzeitung
Aha: Diese kleine Werbe-Flagge, bemängeln die Behördenvertreter, störe den Nürnberger Luftraum.
Aha: Diese kleine Werbe-Flagge, bemängeln die Behördenvertreter, störe den Nürnberger Luftraum. © Berny Meyer

NÜRNBERG - Es geht um die Wurst: Behördenvertreter kritisieren, dass die Werbung nach „Jahrmarkt“ aussehe. Betreiber Altschmied bleibt gelassen.

Im letzten Jahr hatte er sich mit dem Marktamt und den Christkindlesmarkt-Händlern angelegt. Jetzt streitet Imbiss-Rebell Peter Altschmied erneut mit der Stadt. Doch diesmal geht es nicht um billigen Glühwein aus Wegwerf-Bechern. Es geht um die Wurst. Und eine kleine Werbe-Fahne... Vor drei Jahren verwandelte der Ansbacher die Krebsgasse zwischen Karolinenstraße und Breiter Gasse zu Nürnbergs beliebtester Fressmeile. Dort verkauft er Bratwürste aus einer überdimensionalen Cola-Dose, brutzelt nebenan eine der besten Currywürste der Stadt, kocht Eintöpfe, brät Schnitzel – und das alles zu echten Tiefstpreisen. Einen dritten Stand hat er an zwei Crêpes-Bäcker vermietet, die vom Espresso bis zur Latte Macchiato auch allerlei Heißgetränke kredenzen.

„Als ich wissen wollte, was die da machen, wurden sie sofort unverschämt.“

Die Krebsgasse quillt seitdem Mittag für Mittag über vor hungrigen Geschäftsleuten und durstigen Shoppern. Letzte Woche allerdings tauchten zwei Herren auf, denen nicht der Sinn nach Pommes und Wurst stand. Sie führten anderes im Schilde. „Auf einmal haben die angefangen, zu fotografieren und das Gelände auszumessen“, erinnert sich Serkan, der Betreiber des Crêpes-Standes. „Als ich wissen wollte, was die da machen, wurden sie sofort unverschämt.“ Die Preistafeln müssten weg, wiesen sie den Verdatterten an. Vor allem das Aufstellschild neben dem Stand erregte ihren Unmut. Das müsse beantragt werden und koste 300 Euro im Jahr. Aber das mache ja nix, schließlich rolle ja der Rubel in der Krebsgasse, berichtet Serkan von der Auseinandersetzung mit den Ordnungshütern in Zivil, die sich als Mitarbeiter der städtischen Bauordnungsbehörde zu erkennen gaben. „Dabei tragen ich und mein Kollege Yalcin jeden Monat höchstens 1000 Euro heim“, empört er sich gegenüber der AZ. „Für mich hat das etwas von staatlich legitimierter Schutzgeld-Eintreiberei.“

Kein freundlicher Umgangston

Der Gipfel: „Machen sie die Fahne weg. Sie verletzt den Nürnberger Luftraum“, habe einer der Männer Serkan angewiesen, der am Stand ein kleines Werbefähnchen eines Eiskrem-Herstellers flattern ließ – einen halben Meter über den Köpfen der Passanten. Auch Boss Peter Altschmied ist sauer: Am Mittwoch ereilte ihn der Anruf eines weiteren Bauordnungsbehörden-Mitarbeiters. „Der legte gleich los mit Werbetafeln und irgendwelchen Auflagen“, berichtet er. „Ich habe ihn allerdings gleich gebeten, mir sein Anliegen schriftlich zu schicken.“ Auch dieser Mann habe nicht gerade durch freundlichen Umgangston geglänzt.

"Kann man das nicht ein bisschen einheitlicher gestalten?"

„Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt dagegen Behörden-Chef Manfred Schrödel. Er selbst sei Altschmied-Kunde – bloß schmecken ihm eben nur seine Produkte und nicht die Werbung dafür. „Das sieht doch alles ein bisschen nach Jahrmarkt aus“, kritisiert der Amts-Boss und fragt: „Kann man das nicht ein bisschen einheitlicher gestalten?“ Alle Preise auf eine Tafel schreiben zum Beispiel und den „Schilderwald“ abbauen sowie einheitliche Schriften und Formate verwenden. Bratwurstrebell Peter Altschmied jedenfalls juckt das Ganze (noch) nicht: Er beharrt darauf, alle nötigen Anträge gestellt und seine Gebühren gezahlt zu haben. Jetzt wartet er – auf Post von der Bauordnungsbehörde.

Steffen Windschall

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