Adidas und Puma: Hungerlohn für Näherinnen?

Die „Kampagne für Saubere Kleidung“ sagt: Beim Zulieferer in El Salvador verdienen die Frauen 125 Euro im Monat und trinken bakterienverseuchtes Wasser
HERZOGENAURACH Schwere Vorwürfe gegen unsere fränkischen Sport-Giganten! Die „Kampagne für Saubere Kleidung“ wirft Adidas und Puma Arbeitsrechtsverletzungen bei einem Auftragnehmer in Mittelamerika vor!
In der von einem Konsortium betriebenen Produktionsfirma „Ocean Sky“ in El Salvador erhielten die Näherinnen einen Lohn, der nicht zum Überleben reiche, sie würden illegal zu unbezahlten Überstunden gezwungen, seien extremem Druck ausgesetzt und würden ständig von Kameras überwacht. Das sagte Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero gestern in Nürnberg. Die Initiative ist einer der Träger der Kampagne.
Die Untersuchung zweier ortsansässiger Partnerorganisationen hatte laut Pflaum auch ergeben, dass das Trinkwasser in der Firma mit Colibakterien verseucht sei. Sechs Frauen, die sich darüber beschwerten, seien sofort entlassen worden. Dabei sei Flüssigkeit bei den herrschenden Temperaturen um 35 Grad extrem wichtig, sagte Pflaum.
Nutzen die Kleidungsproduzenten den niedrigen Satz bewusst aus?
Die Näherinnen – 80 Prozent der 1500 Angestellten seien Frauen – tränken eh zu wenig: „Da darf man nicht so oft aufs Klo wie man muss.“ Kameras überwachten genau, wie oft und wie lange jemand austrete oder sich unterhalte. Schnell gebe es Lohnabzüge.
Pflaum wirft den fränkischen Sportartikelherstellern vor allem die niedrigen Löhne vor. Zwar bekämen die Frauen den staatlichen Mindestlohn von 170 US-Dollar (125 Euro). Doch benötige eine vierköpfige Familie nach Angaben des Statistikamtes dort rund 700 Dollar zum Überleben. Den zu niedrigen Satz nutzten die Kleidungsproduzenten bewusst aus, sagte auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz. Dabei betrage der Lohnkostenanteil nur 0,33 Prozent des Verkaufspreises: Von einem T-Shirt, das für 25 Dollar verkauft werde, erhalte die Näherin acht Cent.
Die betroffenen Unternehmen – neben Adidas und Puma lassen weitere Sportartikelhersteller in der Firma produzieren – haben eine Überprüfung der Vorwürfe eingeleitet. Die Problematik der Überstunden sei bereits von einer Kontrolle im vergangenen Jahr bekannt, sagte Puma-Sprecher Ulf Santjer. Man habe deshalb einen Maßnahmen- und Korrekturplan mit „Ocean Sky“ vereinbart. Nun würden alle neuen Vorwürfe Punkt für Punkt untersucht.