Adidas in Scheinfeld und die Schuhe der WM-Stars

Keine Wünsche bleiben offen: Ballack, Beckham, Messi und Co. bekommen in Scheinfeld ihre Edel-Treter maßgeschneidert – mit Spezial-Design
SCHEINFELD Im kleinen Scheinfeld (rund 3000 Einwohner) im Landkreis Neustadt-Aisch/Bad Windsheim, lassen sich die Top-Stars der Fußball-Szene ihr Arbeitswerkzeug schneidern. „Made to measure“ (m2m) heißt die Maßschuhabteilung der einzigen Adidas-eigenen Produktionsstätte in Europa. Die m2m-Spezialeinheit bildet ein Team von nur 20 Mitarbeitern. Zum Vergleich: Am Standort Scheinfeld sind 150, weltweit fast 40 000 Mitarbeiter für Adidas beschäftigt.
Bei „made to measure“ lebt der Geist von Firmengründer Adi Dassler weiter. Jedem Spieler der passende Schuh, so seine Devise! Für die Fußball-Stars zählen vor allem die optimale Passform und der Tragekomfort. Nicht wenige, wie beispielsweise Weltfußballer Lionel Messi, lassen sich aber auch individuelles Design auf ihre Edel-Treter zaubern.
Was Sonderwünsche zur WM betrifft, verraten die Scheinfelder aber noch nichts. Sicher ist: David Beckham und Michael Ballack spielen das Modell Predator, den Spielmacher-Schuh. Beide ließen sich bisher die Namen ihrer Söhne einsticken. Neben Brooklyn, Romeo und Cruz hat Beckham oft auch die Initialen von Gattin Victoria zu Füßen. Lukas Poldolski bevorzugt den „Showman“ unter den Star-Schlappen, den F50. Bei seinem ersten Spiel für den 1. FC Köln prangte darauf ein frisch gestickter Geißbock. Der Brasilianer Kaká lässt seinen adiPure, den Klassiker, mit religiöses Sprüchen verzieren: „Jesus in first place“. Beliebt sind außerdem: Unterschrift, Flagge, Rückennummer. Extravagant: Bei der letzten WM wollte Beckham jede Partie auf einem extra Schuh verewigt wissen. Adidas produzierte deshalb in Scheinfeld nach der Vorrunde, in der die Paarungen ja feststanden, fleißig nach – und lieferte frei Haus ins englische Quartier.
Ständiger Kontakt mit den Stars
Erika Wittmann, seit sechs Jahren Leiterin von m2m und 34 Jahre bei Adidas, haut kein Wunsch mehr vom Hocker. „Für uns ist das Alltag“, meint die 48-Jährige. Eine Einstellung, die zur Firmenphilosophie passt wie der Maßschuh zu Ballack: „Impossible is nothing“ – unmöglich ist nichts. Ein solcher Maßarbeit würde Otto Normalkicker sicher um die 1000 Euro kosten.
Sehr stolz sind die Mitarbeiter: Besonders, wenn eine ihrer Mannschaften gewinnt. Oder wenn ein Spieler mit seinem Scheinfelder Spezialschuh aufläuft. Wittmann: „Manchmal kommen Schuhe mit Autogramm als Dankeschön ans Werk zurück.“
Die Sports-Manager von Adidas befinden sich in ständigem Kontakt mit den Stars. Und wenn denen der Schuh drückt, suchen die Experten in Scheinfeld nach Lösungen.
In den nächsten Wochen beginnt die Produktion für die WM. Adidas stattet 100 Einzelspieler und zwölf Teams aus: Neben Deutschland auch Argentinien, Spanien, Frankreich und Gastgeber Südafrika. 2009 feierte der Standort Scheinfeld 50. Jubiläum. Neben den Maßschuhen laufen hier die Klassiker „Copa Mundial“ und „World Cup“ in Massenproduktion vom Band. Marlina Pfefferer