Ade, Arschgeweih! Diese Frau macht Tätowierungen weg
„Ein Markt mit Zukunft“: Farb-Partikel zerplatzen in der Haut dank topmoderner Lasertechnik.
NÜRNBERG Das Einhorn ist kaum noch zu sehen. Vor 16 Jahren hat es sich der 32-Jährige unter die Haut stechen lassen. Nach der Zeichnung seiner damaligen Freundin. Jetzt will er es wieder loswerden. Doch Tattoos halten für die Ewigkeit. Eigentlich. Denn mit einem neuen Lasertyp will die Firma „CleanSkin“ die Tattoos wieder entfernen. Doch ist diese Prozedur schmerzhafter als das Stechen selbst. Das weiß auch die Frau, die den Tattoo-Entferner schwingt: Nikola Hoppenz. Sie lasert ungeliebte Rosen und „Arschgeweihe“, Totenköpfe und keltische „Tribal“-Muster wieder weg...
Angefangen hat die Geschäftsleiterin der „Clean Skin“-Läden in Nürnberg ursprünglich mit der Entfernung von Körperbehaarung. Seit Anfang 2008 beseitigt sie auch Tattoos. „Ein Markt mit Zukunft“, freut sich die hübsche 25-Jährige. „Ich war neulich im Freibad und bin da vor lauter Aufregung gar nicht ins Wasser gekommen. Ungelogen: Jeder dritte Freibadbesucher war tätowiert.“
Vier bis sechs Sitzungen dauert es mindestens
Wie zum Beispiel der 18-jährige Anwärter für den Polizeidienst, der sich von ihr sogar schriftlich attestieren ließ, dass sie das Herzchen mit dem Amor-Pfeil an seinem Arm entfernen kann. Häufig kommen auch Frauen, um ihr „Arschgeweih“, also die geweihförmige Tätowierung über dem Hosenbund, entfernen zu lassen. „Das war vor sechs, sieben Jahren modern. Jetzt wollen sie es alle loshaben“, erklärt Nikola Hoppenz verständnisvoll.
Die Möglichkeit, Tätowierungen mit einem kosmetischen – und nicht mit einem stärkeren chirurgischen – Lasergerät zu beseitigen, ist relativ neu. Dass der Eingriff schmerzhaft ist – schmerzhafter als einst das Stechen des Motivs – verhehlt im Tattoo-Entfernungs-Business niemand. Helfen kann nur eine Betäubungssalbe.
Mit einem Laser-Stift ausgerüstet, zerschießt Nikola Hoppenz sodann Punkt für Punkt die kleinen Farbpigmente in der Haut. Die zerplatzen mit einem hörbaren Klatschen in kleinste Farbpartikel, die dann vom Lymph-System der Haut abtransportiert werden. Deswegen muss nach der höchstens halbstündigen Sitzung eine mehrwöchige „Erholungs“-Pause folgen.
Vier bis sechs Sitzungen dauert es mindestens, ein Tattoo zu entfernen. Je nach Tiefe, Farbigkeit und Lebensdauer kann der Weg zurück zur eigenen Haut aber auch zehn und mehr Sitzungen beanspruchen.
Die hellwache Unternehmerin, die mittlerweile auf eine absolut „saubere“, haarlose Haut schwört, hat übrigens selber zwei Tattoos. In diesem Herbst will sie sich einen ihrer zwei tanzenden Delphine im unteren Rückenbereich weglasern lassen. „Um zu zeigen, wie gut das funktioniert.“
Karin Henjes/mm
Der Text ist der aktuellen Ausgabe des Sozialmagazins „Straßenkreuzer“ entnommen
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