Achtung, Pilzsammler: Immer mehr Anrufe beim Giftnotruf

Aufgrund der frühen und guten Pilzsaison gibt es bislang in einigen Regionen deutlich mehr Anfragen zu Vergiftungsfällen. Beim Giftnotruf in Bayern gingen bereits 200 Anrufe wegen möglicher Pilzvergiftungen ein. 2016 waren es insgesamt 530, wie Florian Eyer vom Münchner Klinikum rechts der Isar sagte.
Der Höhepunkt der Pilzsaison stehe noch bevor. Lediglich bei fünf bis zehn Prozent der Anrufer, die über Beschwerden nach Pilzkonsum klagten, gebe es schwere Gesundheitsprobleme.
Wieder etwas naturverbundener zu sein, liege im Trend, sagte Eyer. So komme es vor, dass nach wie vor viele unkundige Sammler in die Wälder gingen und dann toxinhaltige Pilze erwischten. "Gerade jüngere Leute wollen Pilze anhand von Apps identifizieren." Aber: "Man soll nur essen, was sicher und zweifelsfrei gekannt wird."
Grund für Vergiftungserscheinungen muss nicht nur der Verzehr giftiger Pilze sein. Vielmehr können auch falsch gelagerte oder falsch zubereitete Pilze Probleme bereiten. Typische Symptome seien Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sagte Eyer.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warnte am Samstag laut Mitteilung davor, die Gefahr durch giftige Pilze zu unterschätzen. "In der jetzt gestarteten Schwammerl-Saison hat es bereits Pilzvergiftungen in Bayern gegeben."
Syrer können Grünen Knollenblätterpilz nur schwer unterscheiden
Es sei deshalb wichtig, kein Risiko einzugehen. "Das heißt: Hände weg von Pilzen, die man nicht genau kennt! Denn giftige oder verdorbene Pilze können lebensgefährlich sein", erklärte Huml.
Die größte Gefahr gehe vom Grünen Knollenblätterpilz aus, sagte Gift-Experte Schaper vom Giftinformationszentrum Nord (GIZ-Nord) in Göttingen. "Sie enthalten Zellgifte. Ihr Verzehr kann zu schweren Leberschäden und im schlimmsten Fall auch zum Tod führen." Das Tückische daran: Es besteht Verwechslungsgefahr mit verschiedenen Champignon-Arten, aber auch mit Täublingen.
Bei Verdacht auf Vergiftung mit Knollenblätterpilzen müssten Betroffene unbedingt ins Krankenhaus gebracht werden, ergänzt Schaper. Dort könne man ein Gegengift geben. Besondere Gefahr besteht auch für Flüchtlinge aus Syrien, weil es dort essbare Pilze gebe, die von den Knollenblätterpilzen hierzulande kaum zu unterscheiden seien, sagt der Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Holger Foerster.
Die bayerische Staatsregierung hat nach Angaben von Ministerin Huml ein Merkblatt in mehreren Sprachen in den Flüchtlingseinrichtungen des Freistaats verteilt.
Merkblätter in verschiedenen Sprachen sollen den Flüchtlingen helfen. Foto: dpa