Achtung Nürnberg! Das sind die Konkurrenten ums Welterbe

Für Bayern bewerben sich auch Bayreuth, Passau, Rothenburg und Neuschwanstein um das begehrte UNESCO-Siegel. Das Verfahren kann Jahrzehnte dauern. Aber: Nürnbergs Vorschlag ist einmalig
NÜRNBERG Die Idee der Stadt Nürnberg, mit einem Gerichtssaal ins Rennen zu gehen, ist einmalig. Die Vorschläge anderer bayerischer Städte sind eher konventionell. Trotzdem sollte man im Rathaus die Konkurrenten im Wettstreit ums Weltkulturerbe gut im Auge behalten. Außer Nürnberg, das sich mit dem zum „Memorium“ umgestalteten Saal 600, in dem die Nazi-Verbrecher verurteilt wurden, als Stadt der Menschenrechte positionieren will, buhlen mehrere bayerische Gemeinden um den begehrten Titel.
Die AZ stellt die vier Konkurrenten vor:
Bayreuth: Im kommenden Februar wird die Bundesrepublik das Opernhaus, eine Architekturperle des 18. Jahrhunderts, bei der Unesco vorschlagen. Ein Jahr später wird voraussichtlich das zuständige Gremium über das Barocktheater in der Wagner-Stadt abstimmen. Die 1748 fertiggestellte Oper ist das letzte bayerische Denkmal auf der aktuellen deutschen Vorschlagsliste.
Passau: Die Verwaltung des niederbayerischen Städtchens erarbeitet derzeit eine Vorlage für eine mögliche Bewerbung. Bislang ist aber noch unklar, ob die gesamte historische Altstadt oder nur der Stephansdom vorgeschlagen werden soll. Mit Bayerns Generalkonservator Egon Johannes Greipl, selbst in der niederbayerischen Dreiflüssestadt geboren, hat Passau schon einen prominenten Fürsprecher. „Von der Qualität der Stadt, ihrer Lage und ihrer historischen Funktion ist Passau mehr welterbeverdächtig als manches, was schon auf der Liste steht“, sagt Greipl.
Rothenburg ob der Tauber: „Wir werden unseren Hut in den Ring werfen“, kündigt Oberbürgermeister Walter Hartl an. Dabei ist dem Rathauschef klar, dass dies für die berühmte mittelfränkische Kleinstadt kein Selbstläufer wird: „Die Chancen dürften eher dünn sein, wurde uns signalisiert.“ Hintergrund: Die Unesco sieht die klassischen europäischen Altstadt-Bewerbungen nicht mehr allzu gerne – zu viele mittelalterliche Städte stehen schon auf der Welterbeliste.
Neuschwanstein: Das berühmte Schloss soll im Verbund mit zwei anderen Schlössern von Ludwig II. ins Rennen gehen. Bereits vor drei Jahren hatte der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein das Ensemble vorgeschlagen.
Der von der Unesco verliehene Titel Weltkulturerbe verspricht Renommee und viele zusätzliche Touristen. In Bayern haben von der Wieskirche im Landkreis Weilheim-Schongau bis zur Altstadt von Bamberg fünf Orte die begehrte Auszeichnung erhalten.
Aspiranten müssen einen langen Atem beweisen: Das Verfahren kann Jahrzehnte dauern. In den nächsten Jahren müssen noch einige Kandidaten aus anderen Bundesländern abgearbeitet werden – die Liste reicht bis 2018. Für danach werden neue Kandidaten gesucht. „Bis Herbst 2012 soll jedes Bundesland zwei Vorschläge vorlegen“, erklärt Susanne Raab vom bayerischen Kunstministerium.