Achtung, Baustelle: Zahlreiche Bahnstrecken zum Ferienstart in Bayern gesperrt

Ausgerechnet in den Ferien sind zahlreiche Bahnstrecken in Bayern gesperrt, insbesondere in den Alpen. Wer mit der Bahn in die Berge will, muss deshalb viel Geduld mitbringen. Auch rund um München gibt es teils Probleme.
Tobias Lill |
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Mit der Bahn in die Berge – das möchten spätestens seit dem 49-Euro-Ticket viele. Doch in den Sommerferien droht vielerorts Ungemach.
Mit der Bahn in die Berge – das möchten spätestens seit dem 49-Euro-Ticket viele. Doch in den Sommerferien droht vielerorts Ungemach. © IMAGO/imagebroker

München - Kochel am See ist immer einen Ausflug wert. Viele Münchner wandern an schönen Tagen auf den Herzogstand, der quasi ihr Hausberg ist. Kulturhungrige lockt das Franz Marc Museum, Badefans neben dem Kochel- auch der glasklare Walchensee. Die Gegend um den Kochelsee punktet nicht zuletzt mit ihrer von München aus guten Erreichbarkeit – und das auch ohne Auto.

Doch nicht in diesem Sommer: Denn die Bahnstrecke zwischen Tutzing und Kochel am See ist seit mehreren Wochen gesperrt – die DB erneuert die Oberleitung. Ausflügler müssen sich deshalb auf zusätzliche Reisestrapazen einrichten.

Deutsche Bahn: Viele Baustellen, viele Zugausfälle

Zwar ist ab Tutzing eine Busverbindung als Schienenersatzverkehr (SEV) eingerichtet. Doch statt weniger als eine Stunde und zehn Minuten mit dem Direktzug aus München, muss der Bahnkunde je nach Verbindung gut eine halbe Stunde oder sogar 40 Minuten mehr Fahrzeit einrechnen. "Die Fahrt wird durch das Umsteigen deutlich unattraktiver", sagt Norbert Moy vom Fahrgastverband Pro Bahn der AZ.

Und nicht nur die Strecke nach Kochel ist gesperrt: Aus Auflistungen der Deutschen Bahn sowie Pro Bahn, die der Abendzeitung vorliegen, geht klar hervor, dass eine Vielzahl an Bahnstrecken in besonders bei Ausflüglern beliebten Reise- und Ausflugszielen im Voralpenland und den Bergen derzeit gesperrt sind. Abfragen bei "bahn.de" zeigen, dass extrem viele Züge ausfallen.

Ab Mitte August: Starnberger See nicht mehr mit der Bahn erreichbar

Bus statt Bahn heißt es bereits seit Mitte Juni etwa zwischen Murnau und dem durch die Passionsspiele weltbekannten Touristenhotspot Oberammergau. Zwar soll diese Sperre voraussichtlich in einigen Tagen aufgehoben werden - doch dann kommt es für Fahrgäste ins Werdenfelser Land noch dicker: Denn von Ende Juli bis mindestens Mitte August ist die Strecke in Richtung Garmisch zwischen Weilheim und Murnau von einer Gleissanierung betroffen – Ausflügler müssen entsprechend mehr Zeit für den SEV einplanen.

Ab dem 21. August wird dann laut DB-Buchungssystem der Starnberger See nur noch mit dem Bus erreichbar sein – Pro Bahn zufolge ist die Strecke zwischen Pasing und Starnberg bis zum 5. September gesperrt.

"Muss alles in den Sommer gelegt werden?": Viele Baustellen zum Ferienstart

Ende August soll dann auch die Bahnverbindung zwischen Murnau und Garmisch wieder für eineinhalb Wochen gesperrt sein. Von Ende August an ist zudem die bei Touristen und Bergsteigern besonders beliebte Strecke von Garmisch nach Pfronten-Steinach komplett wegen Gleisarbeiten gesperrt. Ebenfalls nur Schienenersatzverkehr ist laut DB noch bis Anfang Dezember zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald angesagt.

Bei manchen der Streckensperrungen fragt sich der Fahrgastlobbyist Moy: "Muss das alles unbedingt in den Sommer gelegt werden?" Es sei eine "Riesenkatastrophe, dass ausgerechnet in der Hauptausflugzeit so viele touristisch interessante Bahnlinien wegfallen".

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Marodes Netz: Bahn sieht keine Alternative zu den Sanierungen

Tatsächlich haben sich viele Menschen ein 49-Euro-Ticket angeschafft. Doch wenn sie in vollgestopften Bussen in der Blechlawine in Richtung Bergen sitzen, könnte so mancher geneigt sein, nächstes Mal lieber wieder im eigenen Vehikel anzurollen, wo wenigstens die Klimaanlage sicher funktioniert.

Moy sieht die vielen notwendigen Sanierungen "als Folge des jahrelangen extremen Sparkurses bei der Bahn". Das Netz sei in Teilen "marode". Und noch immer werde im Vergleich zu Ländern wie Österreich zu wenig Geld in die Hand genommen – es fehlten schlicht die Ressourcen für eine zügige Umsetzung von Bauarbeiten. Ein DB-Sprecher sagt auf AZ-Anfrage: "Wir wissen um die Einschränkungen für die Bahnkunden." Und weiter: "Wir arbeiten mit unserem mehrjährigen Investitionsprogramm für die Strecken im Werdenfels intensiv daran, dass sich die Qualität und Stabilität im Zugverkehr verbessert." In der Summe investiere man über 100 Millionen Euro bis 2025.

Auch in München hakt's: S-Bahn wegen Stammstrecken-Bau teils gesperrt

Doch bis dahin heißt es viel umsteigen auf Busse. Und das nicht nur in den Alpen – denn auch auf anderen bayerischen Bahnlinien sind im Sommer diverse Strecken gesperrt. Die Strecke von Tutzing nach Kochel soll übrigens ab dem 4. August laut Bahn in einem Teilstück wieder befahrbar sein. Weil der Ausflügler jedoch ab Penzberg noch immer den Bus nehmen muss, muss er bis Mitte September weiterhin eine halbe Stunde Extra-Fahrzeit einplanen.

Auch bei der S-Bahn wird es während der Sommerferien ungemütlich: Von Freitag, 11. August (22.30 Uhr) bis Montag, 21. August 2023 (4.40 Uhr) fahren durchgehend keine S-Bahnen zwischen Ostbahnhof und Pasing. In dieser Zeit wird an der Zweiten Stammstrecke gebaut.

Probleme auf der Strecke München - Nürnberg

Auch auf der Regionalzug-Strecke zwischen München und Nürnberg gibt es Probleme – und das bereits seit Wochen. Erleichterungen sind auch während der Sommerferien nicht so schnell in Sicht.

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6 Kommentare
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  • Monika1313 am 30.07.2023 15:53 Uhr / Bewertung:

    Wenn ich wieder auf die Welt komme, werde ich Manager bei der Bahn/S-Bahn/U-Bahn. Jahrelang die Taschen vollstopfen und meine Arbeit als das Non-Plus-Ultra verkaufen und dann ein völlig marodes Konstrukt zu hinterlassen, das in seiner Baufälligkeit schon Menschenleben gekostet hat. Alles okay, Hauptsache meine Taschen sind voll, Nach mir die Sintflut. Kontrollieren tut das eh keiner, somit kann ich auch tiefer in den Topf greifen.

  • HarriM am 30.07.2023 22:14 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Monika1313

    Mit der Teilprivatisierung beginnt der Niedergang der Deutschen Bundesbahn, dann hat man ein neues Logo fast gleich wie das Alte aber für Millionen kosten kreiert. Viele Angestellte wurden eingespart, z.B. die Steckengeher die tagtäglich die Strecken abmaschiert sind um schäden an Schweller und Gleisen festzustellen. Wieviele Ünglücke wurden dadurch ausgelöst? Jetzt soll der Steuerzahler die Gleise wieder in Ordnung bringen ! Schön, das so gute Manager wie Herr Dürr, der kurz zuvor die AEG in den Ruin brachte dann CEO wie man heute sagt der neuen DB wurde. Seine Nachfolger sind nicht besser, es geht nur um Gewinnoptimierung und Expansion weltweit. Wer zahlt ist nur Ottonormalverbraucher in. Die Kasse machen, Aktionäre und zum Teil der Bund.
    Danke daß ihr alles vescherbelt, Bahn, Post, Wohnungen, etc.

  • am 29.07.2023 18:59 Uhr / Bewertung:

    Chaos bei der Deutschen Bahn? Das gab es ja noch nie!

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