Abzock-Falle im Parkhaus

Wer sein Auto abends aus der Garage im Maximum holt, muss 35 Euro extra bezahlen.
von  Abendzeitung
Wer sein Auto nach 21.30 Uhr aus dem Maximum-Parkhaus holen will, muss 35 Euro extra als „Befreiungsprämie“ bezahlen.
Wer sein Auto nach 21.30 Uhr aus dem Maximum-Parkhaus holen will, muss 35 Euro extra als „Befreiungsprämie“ bezahlen. © bayernpress.com

Wer sein Auto abends aus der Garage im Maximum holt, muss 35 Euro extra bezahlen.

NÜRNBERG Parken kann teuer sein: In Manhattan kostet's bis zu 40 Dollar pro Tag, in Salzburg ver-steht man in wenigen Stunden bis zu 30 Euro. Doch wer in Nürnbergs teuerste Parkfalle gerät, kann darüber nur lächeln. Seit Jahresanfang zahlt man im Parkhaus des Maximum am Kornmarkt mit etwas Pech 44 Euro – für knapp fünf Stunden. Schuld ist eine Änderung der Öffnungszeiten...

Dabei war die Tiefgarage im Herzen der Stadt mit den 125 Stellplätzen noch im Dezember bis drei Uhr morgens zugänglich. Mit derart großstadtüblichen Öffnungszeiten ist aber seit Januar Schluss: Wer das Haus nicht bis 21.30 Uhr verlassen hat, steht vor verschlossenen Türen und muss sein Auto per Anruf beim Nürnberger Sicherheitsdienst „Fürst“ auslösen.

„Wir haben das Problem unterschätzt“

Und weil kein Schild auf die Änderung hinweist, passiert das ständig. Ein Mitarbeiter kopfschüttelnd zur AZ: „An einem ganz normalen Wochentag hole ich in meiner Spätschicht da schon mal neun bis zehn Leute raus.“ Die dann eine halbe Stunde warten, bevor sie 35 Euro für eine quittierte „Parkhausbefreiung“ zahlen dürfen. Selbstverständlich zuzüglich der Gebühren für das unfreiwillig verlängerte Parken.

„Wir haben das Problem unterschätzt“, bekennt Wolfgang Mertens-Nordmann, Vorstand der Hamburger Maximum-Besitzerin GWB-Immobilien AG. 2007 hatte seine Firma das Haus vom Immobilien-Pleitier Jürgen Schneider übernommen, die Tiefgarage entwickelte sich dabei rasch zum Problemfall. „Als die gebaut wurde, gab es noch Zuschüsse für Luftschutzräume“, erklärt der 58-Jährige. „Also gibt’s da unten viel Beton, schwere Stahltüren und Räumlichkeiten, in denen man nicht gerne parkt.“

Die Folge: Geringe Auslastung, immer wieder Probleme mit Drogensüchtigen – und dadurch eine noch geringere Auslastung. Um halbwegs rentabel zu arbeiten und das Ansehen der Immobilie zu heben, machte die Firma daher das Parkhaus ab 21.30 Uhr dicht – die überraschten Parker hatten das Nachsehen. Und das in derart großer Zahl, dass man von den Einnahmen problemlos einen Portier bezahlen könnte – auch noch vier Monate nach der Änderung.

Ein Hauch von Kleingeschaidt

Dabei wäre das Ärgernis leicht zu mildern: Der schlichte Hinweis „Achtung, neue Öffnungszeiten!“ in auffälliger Schrift könnte Autofahrer warnen, dass auch durch die pulsierende Frankenmetropole manchmal ein Hauch von Kleingeschaidt weht.

„Wir werden uns darum kümmern“, sagt Wolfgang Mertens-Nordmann einsichtig. „Versprochen! Ich weiß ja selbst aus anderen Städten, wie unangenehm das ist, wenn man vor einem geschlossenen Parkhaus steht.“

Timur Vermes

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