Abwicklung von Ösi-Skandalbank trifft deutsche Geldhäuser

Die Auflösung der Skandalbank Hypo Alpe Adria in Österreich wird auch für etliche deutsche Institute zum Problem. Am schlimmsten erwischt es nun die Düsseldorfer Hypothekenbank. Gibt es noch weitere Fälle?
dpa |
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München/Düsseldorf – Das Debakel um die österreichische Skandalbank Hypo Alpe Adria vermasselt immer mehr Geldhäusern in Deutschland die Bilanz. Die Düsseldorfer Hypothekenbank (DüssHyp) geriet wegen ihres Engagements in Österreich sogar derart ins Wanken, dass sie nun gerettet werden musste: Der Bundesverband deutscher Banken sicherte dem Institut am Wochenende eine Garantie aus dem Einlagensicherungsfonds der Branche zu.

Vor zwei Wochen hatte das Finanzministerium in Wien der Abwicklungsanstalt der Hypo Alpe Adria quasi über Nacht den Geldhahn zugedreht und sämtliche Schuldenzahlungen an Gläubiger gestoppt. Seitdem kommen fast täglich neue Schadensmeldungen aus deutschen Banken, die mitten in der Bilanzsaison in den Österreich-Strudel geraten sind - und sichtlich verstimmt auf das Vorgehen im Nachbarland reagieren.

Die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) hatte sich mit ihrer Expansion auf dem Balkan verrannt und ist nach entsprechenden Milliardenverlusten zu einem österreichischen Trauma geworden. 2014 wurde die Kärntner Bank in ihrer alten Form beerdigt, um die Reste kümmert sich seitdem eine "Bad Bank" namens Heta. Dort landeten auch die Anleihen, die etliche deutsche Banken aus den besseren Zeiten der HGAA noch in ihren Büchern haben.

Dass die Heta nun einfach aufgelöst wird, hat Gläubiger hierzulande kalt erwischt: Sie waren bislang davon ausgegangen, dass Österreich notfalls mit einer Staatsgarantie für das Land Kärnten einspringt.

Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling stellte aber klar, dass der Bund nicht für Haftungen des Bundeslands geradesteht. Diese Aussage ließ in den Risikoabteilungen der betroffenen Banken zwischen Hannover und München sofort die Alarmglocken schrillen.

Jahresabschlüsse für 2014, die eigentlich schon fertig waren, mussten plötzlich neu berechnet werden. Bei der Hypo Real Estate (HRE) in München schmolz der Jahresgewinn durch die eilig vorgenommenen Wertberichtigungen auf das Österreich-Engagement etwa um 120 Millionen Euro. Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) musste wegen der drohenden Zahlungsausfälle eine zusätzliche Risikovorsorge für noch offene Forderungen von 380 Millionen Euro in der Bilanz treffen.

Auch Versicherungskonzerne sind nicht vor HGAA-Altlasten gefeit. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re rechnet im ersten Quartal mit Belastungen seines Ergebnisses in zweistelliger Millionenhöhe. Die Ratingagentur Fitch nimmt an, dass das Österreich-Drama die Banken in diesem Jahr zehn Prozent ihres gesamten Reingewinns kosten könnte.

Ihre vornehme Zurückhaltung haben einige Bankmanager inzwischen aufgegeben, wenn es um die Geschehnisse im Nachbarland geht. "Es ist schon außerordentlich, was dort passiert ist. Es geht ja nicht darum, dass man nicht zahlen kann, sondern dass man nicht zahlen will", kritisierte der Co-Chef der Hypo Real Estate, Andreas Arndt - und kündigte rechtliche Schritte gegen Österreich an.

Daran arbeitet sich allerdings auch schon die BayernLB ab, der die österreichische Bank früher gehörte. Seit gut zwei Jahren wartet die Bayerische Landesbank vergeblich auf mehr als zwei Milliarden Euro, die sie der Hypo Alpe Adria einst gewährt hatte.

"Hier geht's um Geld, und bei Geld hört alle Freundschaft auf", schimpfte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) immer wieder. Der Prozess um den Milliardenstreit vor dem Landgericht München dauert aber bereits seit mehr als einem Jahr - auch weil die Richter nach eigener Einschätzung dabei juristisches Neuland betreten mussten.

Nun steht die BayernLB mit ihrem Ärger über Österreich nicht mehr allein da. Die HypoVereinsbank, die ebenfalls von der Heta-Problematik betroffen ist, macht sich aber keine Illusionen über eine rasche Einigung auf dem Rechtsweg.

"Ich glaube, dass Kohorten und Hundertschaften von Juristen nun an diesen Fragen die nächsten fünf bis zehn Jahre ihr Geld verdienen werden, bis das geklärt wird", sagte Finanzvorstand Peter Hofbauer in der vergangenen Woche. Er ist selbst Österreicher und froh darüber, dass derartige Konflikte angesichts der Dramatik heutzutage juristisch geklärt werden können: "Vor hundert Jahren wären da vielleicht noch irgendwelche Landsmannschaften aufmarschiert oder Schützen, um hier das Geld beim Nachbarn einzutreiben."

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