Abwasser im Königssee: Es gibt ein Leck!

Seit unbestimmter Zeit gelangt ungeklärtes Schmutzwasser hinein. Eine neue Rohrleitung muss her - für bis zu drei Millionen Euro.
von  Kilian Pfeiffer
Am Grund des Königssees verläuft die Abwasserleitung bis nach St. Bartholomä.
Am Grund des Königssees verläuft die Abwasserleitung bis nach St. Bartholomä. © Kilian Pfeiffer

Schönau am Königssee - Wie lange das Leck an der Abwasserleitung im Königssee schon besteht, ist nicht bekannt, sagt Hannes Rasp, Bürgermeister von Schönau am Königssee. Fakt ist aber: Abwasser von Tausenden Touristen von St. Bartholomä und Salet gelangen ungefiltert in den Königssee. Die 32 Jahre alte Leitung muss nun für eine Millionensumme erneuert werden.

Abwasserleitung verläuft auf dem Seegrund

Das Leck entdeckte die Gemeinde bei einer Druckprüfung, die im Zuge einer weiteren Maßnahme beauftragt worden war. "Es stellte sich heraus, dass über die fünf Kilometer lange Leitung nicht die Menge an Wasser ankommt, die ankommen müsste", sagt Rasp.

Eigentümer der Abwasserleitung am Königssee ist die Gemeinde. Den Unterhalt betreibt das Staatliche Bauamt Traunstein im Auftrag der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Die Abwasserleitung verläuft auf dem Grund des Königssees von Salet und St. Bartholomä bis zur Seelände. Zunächst wurden Kameras in das Abwasserrohr eingeleitet. Mit wenig Erfolg.

Taucher kamen zum Einsatz. Allerdings war für diese bei 50 Metern Tiefe Schluss. "Wir haben dann Tauchroboter einsetzen lassen, die die Leitung inspizierten", sagt Rasp. Die Abwasserleitung wurde schließlich vom Netz genommen. Reparaturarbeiten in solchen Tiefen sind laut Rasp nicht möglich.

Wenige Touristen ermöglichten eine Zwischenlösung

Ein elf Kubikmeter fassender Behälter stellte eine Zwischenlösung dar für das Abwasser. "Der reichte aus, weil noch nicht so viele Besucher am Königssee waren", sagt der Bürgermeister. Der Behälter musste regelmäßig über den See geschippert und dort geleert werden.

Inzwischen hat die Gemeinde Schwimmplattformen von der Nordsee geordert, sogenannte Pontons, die mit Behältern mit einem Fassungsvermögen von 70 Kubikmetern ausgestattet sind. Das Abwasser der Pumpstationen wird nun direkt in die Behältnisse eingeleitet. Nach wenigen Tagen sind die Container voll und müssen geleert werden.

Bayerische Schlösserverwaltung muss Kosten übernehmen

Die Gemeinde hat nun ein Ingenieurbüro beauftragt: Dasselbe, das die Abwasserleitung vor 32 Jahren geplant hatte. Im Herbst soll die Leitung neu verlegt werden, sagt Bürgermeister Rasp. Auf zwei bis drei Millionen Euro schätzt er die komplizierte Maßnahme.

An der Gemeinde Schönau am Königssee werden keine Kosten hängenbleiben. "Laut Vertrag muss das die Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen bezahlen."

Bergung des kaputten Rohrs noch unsicher 

Ob die kaputte Leitung aus dem Königssee geborgen wird, steht aktuell noch nicht fest. Die Entscheidung trifft der Nationalpark Berchtesgaden in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde. Da das Abwasserrohr schon seit Jahrzehnten am Königsseegrund ruht, würde eine Entfernung im See viel Material aufwirbeln, eventuell Lebensgrundlagen zerstören.

Auf den Tourismus am Königssee soll die Neuverlegung keinen Einfluss haben. "Unsere Gäste können kommen." An Spitzentagen zählen die Touristiker 4.000 bis 5.000 Besucher.

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