90.000 Jobs bedroht! Die Angst der Auto-Händler

„Wir werden große Probleme bekommen“: Das Ende der Abwrackprämie trifft Nürnberger Firmen wie ein Bumerang.
NÜRNBERG Katzenjammer nach dem Abwrack-Rausch: Die Umweltprämie läuft aus – und Nürnbergs Autohäuser sehen mageren Zeiten entgegen.
Zumindest viele von ihnen. Denn in den letzten Monaten wurden zu Dumping-Preisen so viele Neuwagen verkauft wie noch nie – der Bedarf scheint gedeckt für die nächsten Jahre. Zudem wurden viele Autos verschrottet, die ohne die Umweltprämie heute weiter herumfahren würden und den Reparaturwerkstätten einige Aufträge einbrächten.
Die Insolvenz des Nürnberger Auto-Platzhirschs Kropf (AZ berichtete) ist möglicherweise nur ein Vorbote für die nächsten Monate, befürchtet zum Beispiel Heinz Bronner, Senior-Chef des gleichnamigen Renault-Händlers in der Lübener Straße. „Wenn die Abwrackprämie ausläuft, rechne ich deutschlandweit mit 6000 bis 8000 Betrieben, die verloren sind“, meint der ehemalige Obermeister der mittelfränkischen Kfz-Innung. Ralf Landmann von der Unternehmensberatung Roland Berger sieht bis zu 30000 Arbeitsplätze bei den Autohändlern bedroht. Zwar seien heuer dank der Abwrackprämie mehr Autos verkauft worden als 2008. Dies sei aber nur ein Vorzieheffekt, der die Händler wie ein Bumerang treffen werde. In der gesamten Autobranche seien sogar bis zu 90.000 Jobs gefährdet.
„Preis-Disziplin ist das Gebot der Stunde“
Die Nürnberger Autohändler reden sich die Situation nicht schön: „Ich bewerbe mich schon mal für eine Putzstelle“, flachst der Mazda-Händler Fred Skof – „eigentlich ein Optimist“. Er fügt ernst hinzu: „Im Vertrieb und im Werkstattbetrieb werden wir große Probleme bekommen.“ Schuld an der Misere seien Abwrack-Prämie und „Rabatte, die alles kaputt machen.“ Von seinen 20 Mitarbeitern seien derzeit einige außerplanmäßig im Urlaub. Kurzarbeit will er aus „Image-Gründen“ vermeiden.
Geschäftsführer Karl Zeiler von Ford-Fiegl sieht die Lage etwas entspannter und lobt die „positive Stimmung“, die die Abwrack-Prämie bei den Verbrauchern hervorgerufen habe. Für 2010 rechnet aber auch er mit einem „Rückgang im Privatkundenbereich“.
Eine komplett gegenläufigen Trend will Alexander Bilgeni von BMW ausmachen: „Wir Freude uns aufs Ende der Abwrackprämie, da wir davon ohnehin nicht profitiert haben.“ Seine Prognose fürs kommende Geschäftsjahr: „Insgesamt 800.000 bis 830.000 Verkäufe im Premiumbereich.“
Auch im Mercedes-Benz-Lager bleibt man verhalten optimistisch: „In Nürnberg gab es durch die Abwrackprämie durchaus eine Belebung“, sagt Marketing-Leiterin Nadine Mahdavi-Müller: „Viele Leute beschäftigen sich jetzt mit einem Autokauf, die das sonst nicht tun würden.“ Sie hofft, dass dieser Effekt auch nach Ablauf der Abwrack-Prämie anhalte.
Was Heinz Brönner ganz anders sieht: Er rechnet damit, dass „Premium-Hersteller besonders leiden werden“. Vor allem Leasing-Rückläufer würden nie mehr die anberaumten Preise erzielen: „Für jeden geleasten Audi, der zurückgeht, kann man bis zu 10.000 Euro Verlust einkalkulieren.“ Um die Krise zu meistern, gibt’s für ihn nur eine Lösung: „Preis-Disziplin ist das Gebot der Stunde.“
Kollege Skof hingegen schätzt sich glücklich, nicht ausschließlich auf den Vertrieb und die Werkstatt angewiesen zu sein: „Wir installierten Standheizungen, bauen Karosserien und rüsten auf Gasantrieb um, sind außerdem Vertragspartner einer Firma für Scheibenglas.“ Mit diesen Geschäftsfeldern hofft er, seinen Betrieb durch die Krise zu manövrieren.StW/sun
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