9-Euro-Ticket: Nachfolger dringend gesucht

Das Ende des günstigen 9-Euro-Tickets naht. Wie es dann weitergeht, ist offen. Dabei gibt es einige Vorschläge - auch aus Bayern.
von  AZ
Bald ist's vorbei - und was folgt, weiß noch keiner: Eine Frau hält drei 9-Euro-Tickets für die Monate Juni, Juli und August in der Hand.
Bald ist's vorbei - und was folgt, weiß noch keiner: Eine Frau hält drei 9-Euro-Tickets für die Monate Juni, Juli und August in der Hand. © dpa

München - Wie kann ein günstiger ÖPNV gelingen? Um diese Frage dreht sich die Debatte wenige Tage vor dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets. Die Stimmen, die eine Nachfolgeregelung verlangen, werden immer lauter.

Vorschlag aus Bayern: Bundesweites Ticket für 365 Euro

So machen sich in Bayern die Landesverbände von Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) und Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für ein bundesweites 365-Euro-Ticket stark. Die dreimonatige Phase des 9-Euro-Tickets müsse evaluiert werden, sagte DGB-Bayern-Vorsitzender Bernhard Stiedl am Samstag. "Aber schon jetzt ist klar: Attraktive, unkomplizierte und kostengünstige ÖPNV-Angebote stoßen bei den Menschen auf große Zustimmung und sind ein wichtiger Faktor, um die Mobilitätswende gerade auch in Bayern entscheidend voranzubringen." Ein 365-Euro-Ticket ab 2023 wäre eine Lösung.

Grüne: Söder-Regierung brachte noch kein versprochenes 1-Euro-Ticket

Die Landtags-Grünen schlossen sich der Forderung an. Markus Büchler, Sprecher für Mobilität der Landtags-Grünen, sagte, die Bayerische Staatsregierung müsse alles dafür tun, um das Angebot an ÖPNV auszuweiten. "Die Söder-Regierung hat bereits in ihrem Koalitionsvertrag ein 365-Euro-Ticket für alle in Bayerns Ballungszentren versprochen - und ihr Versprechen ohne mit der Wimper zu zucken gebrochen."

Das 9-Euro-Ticket habe gezeigt, wie erfolgreich solche Angebote seien. "Bayern muss jetzt wenigstens ein Nachfolgemodell mitfinanzieren", forderte Büchler.

War 9-Euro-Ticket ein Türöffner für Auto-Alternative?

Auch das Umweltbundesamt pocht auf ein Nachfolgemodell. "Die Leute steigen um, wenn es einfach ist, wenn es günstig ist und wenn es flexibel genutzt werden kann", sagte der Präsident der Behörde, Dirk Messner. "Ein attraktives, deutschlandweit gültiges Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket könnte der Türöffner sein, dass die Öffentlichen Verkehrsmittel nach und nach als eine attraktive Alternative zum Auto erkannt werden", so der Umweltamt-Chef.

Linke: Ausbau von Bus- und Bahnnetz

Die Linke forderte eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets bis zum Jahresende und danach ein "bundesweites Ein-Euro-Ticket". Außerdem müssten Bus- und Bahnnetze "massiv ausgebaut" und "langfristig kostenfrei" werden, erklärte Bundeschefin Janine Wissler in Berlin. Der Ampelkoalition im Bund warf sie vor, in Bezug auf das Ticket "konzeptlos" zu sein.

18 Prozent hatten Auto durch ÖPNV ersetzt

Viele Käufer des 9-Euro-Tickets haben nach eigenen Angaben das Auto durch Bus und Bahn ersetzt. 31 Prozent der Erwachsenen nutzten die Aktionsfahrkarte häufig auf Strecken, die sie sonst im Auto zurückgelegt hätten, wie eine Yougov-Umfrage ergab. Weitere 18 Prozent gaben an, sogar immer das Auto durch den ÖPNV ersetzt zu haben. Die Deutsche Bahn sprach von einer guten Nutzung. Am heutigen Montag soll eine Bilanz gezogen werden.

Das 9-Euro-Ticket läuft Ende August aus. Ob und - falls ja - ab wann es ein Nachfolgemodell gibt, ist offen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.