72 Sekunden! Doppelschlag lässt Fürth weiter träumen

3:1-Sieg der Kleeblättler gegen Oberhausen nach 0:1-Rückstand. Top-Knipser Allagui beendet seine Torflaute. Schröck flog mit Gelb-Rot vom Platz
FÜRTH Spielt so ein Aufsteiger? Drei Punkte, Platz zwei. Nach ihrem 3:1-Zittersieg gegen RW Oberhausen marschiert das Kleeblatt jedenfalls weiter schnurstracks in Richtung Bundesliga. Und beweist: Die Truppe kann heuer auch gegen die vermeintlich Kleinen der Liga gewinnen.
"In der ersten Hälfte ging gar nicht bei uns.“
Zwar hatte Benno Möhlmann dieselbe Elf wie beim 2:1-Erfolg in Kaiserslautern aufs Feld geschickt, seine Mannschaft war dennoch kaum wieder zu erkennen. Pomadig im Aufbau, gelang es den Fürthern kaum, etwas gegen das massierte Fünfer-Mittelfeld-Bollwerk der Oberhausener auszurichten. Stattdessen zeigte der Aufsteiger, warum er seit sechs Spielen nicht mehr verloren hatte: Kompakt aus der Abwehr heraus, ließ die Überraschungstruppe ein ums andere Mal die Fürther Abwehr ziemlich alt aussehen. Allen voran Oberhausens quirliger Frontmann Mike Terranova, der mit einem Treffer Marke „Tor des Monats“ in der 13. Minute seine Truppe in Führung schoss: Torwart Sören Pirson mit einem weiten Abschlag, Fürths Abwehrchef Marino Biliskov sprang vorbei und Terranova lupfte den Ball aus 34 (!) Metern über den verdatterten Keeper Stephan Loboué ins Tor. Dumm gelaufen – oder wie Thorsten Burkhardt zugeben musste: „In der ersten Hälfte ging gar nicht bei uns.“
Möhlmann („Wir waren mit dem 0:1 noch gut bedient“) musste handeln. Und unterstrich mit der Hereinnahme seines dritten Stürmers Cidimar für den phlegmatischen Charles Takyi mal wieder seinen Ruf als Wechsel-Experte. Schließlich war es der bereits abgeschriebene Brasilianer, der mit seiner Vorlage zum Ausgleich von Leo Haas (65.) die Wende einleitete. Denn nur 72 Sekunden später zappelte der Ball schon wieder im RWO-Kasten. Ausgerechnet Sami Allagui beendete mit dem zweiten Traumtor des Tages, ein perfekter Schlenzer um RWO-Keeper Pirson herum ins lange Eck, seine 445 Minuten andauernde Torflaute.
Hack: "Früher hätten wir so ein Spiel wahrscheinlich verloren"
Es war der ersehnte Weckruf. Denn selbst in Unterzahl, Stephan Schröck war in der 69. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden, ließen sich die Fürther fortan die Partie nicht mehr aus der Hand nehmen. Das 3:1 von Cidimar (89.) war letztlich nur der Schlusspunkt eines Spiels, „das“, wie SpVgg-Präsident Helmut Hack erleichtert feststellte, „wir früher wahrscheinlich verloren hätten.“
Aber hätte, wenn und aber zählt nicht mehr. Die Möhlmänner wollen heuer mit aller Macht nach oben. Auch wenn’s teuer wird. Hack: „Wir wollen jetzt noch 33 Punkte – dafür zahle ich auch gern die Prämien.“Krischan Kaufmann