53-Jähriger vor Gericht: Versuchter Mord durch Rattengift

Mit Rattengift soll ein Bauer aus Oberbayern versucht haben, seine Eltern zu töten. Zuvor soll er einen Mordanschlag auf seine Freundin begangen haben. Alle Opfer überlebten. Vor Gericht präsentiert der Angeklagte eine merkwürdige Erklärung.
von  dpa
Ein 53-jähriger Angeklagter (r) wird am 25.01.2018 zu seinem Platz im Landgericht Ingolstadt (Bayern) geführt. Er ist des dreifachen versuchten Mordes mit Rattengift angeklagt.
Ein 53-jähriger Angeklagter (r) wird am 25.01.2018 zu seinem Platz im Landgericht Ingolstadt (Bayern) geführt. Er ist des dreifachen versuchten Mordes mit Rattengift angeklagt. © pixxite media/dpa

Ingolstadt - Er soll Mordanschläge auf seine Freundin und seine Eltern mit Rattengift begangen haben, um mit dem Erbe seine finanziellen Probleme zu lösen. Die drei Opfer überlebten trotz schwerer Vergiftungen. Zu Beginn des Prozesses vor dem Ingolstädter Landgericht bestritt der 53-Jährige am Donnerstag vehement, ein Giftmischer zu sein. Der Landwirt beschuldigte stattdessen seine Schwester, die Täterin zu sein. Dazu präsentierte er den Richtern eine ungewöhnliche, teils schwer nachvollziehbare Geschichte.

Das extra in China bestellte Rattengift will er nur geordert haben, um zu schauen, ob das Mittel durch den Zoll kommt. Direkt nach Erhalt des Pakets habe er das Gift in die Mülltonne geworfen. "Aus der Tonne hätte es jede beliebige Person entnehmen können", hieß es in einer Erklärung des Angeklagten. Er komme nicht umhin, seine drei Jahre ältere Schwester zu verdächtigen. Für die wäre der Tod der Eltern "noch profitabler" gewesen.

Ehemalige Lebensgefährtin hatte keinen Verdacht

Staatsanwältin Sandra von Dahl wirft dem Deutschen vor, im Frühjahr 2015 zunächst seiner damaligen Lebensgefährtin Gift ins Essen oder in Getränke gemischt zu haben. Die heute 52-Jährige ist nun Nebenklägerin in dem Prozess wegen dreifachen versuchten Mordes. Sie überlebte trotz einer lebensgefährlichen Vergiftung, sie musste allerdings eine Operation über sich ergehen lassen. Ihre Anwältin sagte, dass sich die Frau zunächst gar nicht eines Anschlags bewusst gewesen sei. Erst als die Eltern ihres Ex-Freundes eineinhalb Jahre später mit ähnlichen Symptomen ins Uniklinikum Regensburg kamen, sei sie zur Polizei gegangen.

Im Fall der Vergiftungen der inzwischen 77 Jahre alten Mutter und des 80 Jahre alten Vaters gab es hingegen schnell den Verdacht, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Für den Anschlag auf die Eltern soll der Angeklagte sich geruchs- und geschmacksneutrales Rattengift in Fernost bestellt haben. Bei der Kripo hatte er zunächst behauptet, das Gift für jemand anderen gekauft zu haben.

Dies sei falsch gewesen, räumt der Mann nun ein. Er habe sich nur für das Rattengift interessiert, weil es auch im Dopingbereich eingesetzt werde. Deswegen habe er sehen wollen, ob er sich das Mittel problemlos nach Deutschland liefern lasse könne. Danach habe er es gleich entsorgt.

Selbst die Rechtsanwältin des Angeklagten, Alexandra Gutmeyr, räumt ein, dass das ein nur schwer nachvollziehbarer Grund für die Bestellung des Giftes in China sei. Die Anwältin hatte zu Beginn des Prozesses eine mehrseitige Erklärung des 53-Jährigen verlesen. Ihr Mandant bestätigte nur kurz, dass dies seine Erklärung sei, weitergehend wollte er sich vor der Strafkammer aber nicht äußern.

Angeklagter beteuert seine Unschuld

Staatsanwältin von Dahl sagte, der 53-Jährige habe seine in Wettstetten (Landkreis Eichstätt) im Nebenhaus wohnenden Eltern töten wollen, um sich mit seinem Erbanteil bereichern zu können. Bezüglich des Anschlags auf die damalige Freundin blieb das von den Ermittlern angenommene Motiv hingegen zunächst im Dunkeln. Die Anwältin der Ex-Lebensgefährtin sagte, das Motiv werde im Laufe des Verfahrens deutlich werden. Der Angeklagte erklärte nur, er habe nicht versucht, die Frau zu ermorden. "Was hätte ich davon haben sollen?"

Der Landwirt beteuerte auch, dass er seine Eltern "über alles" liebe. Aufgrund früherer Ermittlungen wegen Brandstiftung sei er sofort von der Polizei verdächtigt worden. "Nur weil ich einmal eine Dummheit gemacht habe, als ich mein Haus angezündet habe?" Der Kripo warf er vor, nicht einmal ansatzweise nach anderen Verdächtigen gefahndet zu haben - "weil ich der perfekte Täter bin".

Die Strafkammer hat nun neun weitere Verhandlungstage Zeit, das Puzzle zusammenzusetzen und die Indizien zu bewerten. Am 2. März soll das Urteil verkündet werden.

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