35 Jahre nach Doppelmord bei Nürnberg Spur nach Italien

Nürnberg - Opfer unbekannt, Täter unbekannt, Motiv unbekannt: Ernüchternder kann die Bilanz eines Verbrechens nicht ausfallen. Doch jetzt, 35 Jahre nach dem rätselhaften Doppelmord auf einem Autobahnparkplatz vor den Toren Nürnbergs, geht die Polizei einer neuen Spur nach - dem ersten konkreten Hinweis auf die beiden Mordopfer nach all den vielen Jahren. Bewegung in den Fall brachte die italienische TV-Sendung "Chi L'ha visto", die vermisste Menschen sucht. Ein Zuschauer glaubt, die Identität der beiden Opfer zu kennen.
Polizeisprecher Bert Rauenbusch wollte sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu Details äußern, bestätigte aber, dass die fränkische Polizei, die in ständiger Verbindung mit Kollegen aus Italien stehe, den Hinweis "sehr ernst" nehme.
Rückblick: Staub sammelte sich auf der Ermittlungsakte nie an. Immer wieder wurde der Fall neu analysiert, neu bewertet, neu in Angriff genommen. Erst 2017 hatte die Erlanger Kripo die Datenbestände der Standesämter in Bayern und Hessen in der Hoffnung abgeklappert, dort auf das Datum "3-4-81" zu stoßen. Die Zahlenkombination fand sich eingraviert auf der Innenseite der Ringe, die beide Mordopfer trugen. Ein Bezug zu ihnen fand sich bei der Datenabfrage aber nicht.
Mit einem Erfolg bei der Suche in den Datenbänken der hessischen und bayerischen Standesämter rechneten die Ermittler ohnehin nicht. "Wir gehen davon aus, dass die Antworten in Italien zu finden sind", erklärte Polizeisprecher Bert Rauenbusch. "Es riecht nach Mafia", sagte ein in die Ermittlungen involvierter Beamter.
Die Opfer: Niedergeschlagen und angezündet
Die beiden Mordopfer, ein Mann und eine Frau im Alter um die 30 Jahre, waren ermordet neben einem Autobahnparkplatz an der A 3 nahe Erlangen gefunden worden.
Der oder die Täter hatten sie niedergeschlagen, mit Benzin übergossen und angezündet. Anhand der Spuren gehen die Ermittler davon aus, dass die Frau noch am Leben war und als lebende Fackel umherlief, ehe sie zusammenbrach und starb. Die wenigen Spuren, die am Tatort mit dem Mord in Verbindung gebracht werden konnten, führen ausnahmslos nach Italien.
Eheringe und Kleidung der Opfer wurden in der Region Vicenza produziert und verkauft, genauso ein Arbeitshandschuh, der mit dem Blut eines Opfers getränkt war. Besitzer oder Käufer der Gegenstände konnten nicht ermittelt werden. Die fränkischen Ermittler landeten auch in der Gemeinde Arqua Petrarca bei Vicenza. Dort, in einem kleinen Laden, waren die Eheringe verkauft worden, doch der Besitzer wusste von nichts.
Zu den Versuchen, die die Polizei unternahm, um wenigstens die Identität der beiden Mordopfer klären zu können, gehörte auch ein Serienschreiben an rund 1.000 Pfarrämter in Italien. Auch dieser Ansatz versandete, weil viele Ämter schlicht nicht antworteten.