3000 kleine Nürnberger gehen jeden Tag hungrig zur Schule

Schockierend: Schon 8-Jährige leiden! Lehrer, "Sternstunden" und "Lobby für Kinder" kämpfen gegen die Not in den Klassenzimmern
Stefanie Schaller |
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Gesunde Ernährung konkret: In der Reutersbrunnen-Schule frühstücken alle Kinder gemeinsam – „Lobby für Kinder“ macht’s möglich.
bayernpress.com 2 Gesunde Ernährung konkret: In der Reutersbrunnen-Schule frühstücken alle Kinder gemeinsam – „Lobby für Kinder“ macht’s möglich.
Marianne Lüddeckens (li.) von den Sternstunden überreichte gestern einen 113.433 Euro-Scheck an Helga Weiß von „Lobby für Kinder“.
bayernpress.com 2 Marianne Lüddeckens (li.) von den Sternstunden überreichte gestern einen 113.433 Euro-Scheck an Helga Weiß von „Lobby für Kinder“.

 

NÜRNBERG Annas* (Name geändert) Magen knurrt. Unruhig zappelt die Achtjährige auf dem Stuhl im Klassenzimmer herum. Vor Hunger kann sich das Mädchen kaum konzentrieren. Doch in ihrer Schultasche stecken weder ein Pausenbrot noch ein Getränk. Annas Not ist leider kein Einzelfall: Tausende Kinder kommen in Nürnberg jeden Tag hungrig ins Klassenzimmer, weil ihre Eltern am oder unter dem Existenzminimum leben.

Jedes dritte Kind in Bayern, schätzen Experten, spürt regelmäßig, wie das Geld in der Familie knapp wird. Nicht wenige müssen sogar hungern. „Im Schnitt kommt in meiner Grundschulklasse jedes fünfte Kind ohne Frühstück in den Unterricht“, sagt Eleni Giannoulas. Sie ist Klassenlehrerin der 3c in der Reutersbrunnen-Schule. Hochgerechnet auf die knapp 16.000 Grundschüler in Nürnberg heißt das, dass rund 3000 Kinder mit leerem Magen lernen müsse.

Gerade an Brennpunkten erleben die Lehrer Unglaubliches. „Manche haben gar kein Pausenbrot, andere kommen mit einer Tüte Chips oder einem Stück Pizza. Ein Kind brachte einmal nur Nutella mit – sonst nichts“, seufzt Eleni Giannoulas.

„Gemeinsam frühstücken statt ausgrenzen“

Die kleine Anna hat Glück, dass sie in die Reutersbrunnen-Schule geht. Dort bekommt sie jeden Morgen ein Frühstück – finanziert von „Lobby für Kinder“. Der Verein versorgt bereits 17 Einrichtungen in Nürnberg, die meisten davon sind Grundschulen. Damit das so bleibt, übergab am Donnerstag die Benefiz-Aktion „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks einen Scheck an die Lobby. 113.433 Euro sollen gemäß dem Motto „Gemeinsam frühstücken statt ausgrenzen“ für zwei Jahre knurrende Mägen mit Obst, Gemüse und Brot füllen. Maria Dolezyk, Frühstück-Projektleiterin an der Reutersbrunnen-Schule, und ihre Kollegen kämpfen bereits seit fünf Jahren gegen Hunger und schlechte Essgewohnheiten.

Auch Getränke sind ein großes Problem. „Manche Kinder hängen am Waschbecken, weil sie nichts zum Trinken haben“, berichtet Dolezyk. Giannoulas 3. Klasse besuchen 24 Kinder aus 13 Nationen. „In vielen Kulturen hat das Frühstück keine große Bedeutung. Deshalb machen wir vor, was gesunde Ernährung ist und warum sie so wichtig ist.“ Giannoulas Schüler schneiden Obst und Gemüse klein. „Karotten enthalten Vitamin A, D und E, das ist gut für die Augen“, erklärt Anna stolz.

Den Kindern macht das Schul-Frühstück großen Spaß: Alle wollen „Frische-Dienst“ sein, der Äpfel, Gurken, Bananen&Co. vom Hausmeister holen darf. „Für das Frühstück würde ich sogar eine Stunde eher zur Schule kommen“, sagt Anna und beißt in ihr Apfelstück.

 

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