28 Prozent mehr arabische Touristen

MÜNCHEN - Sie kraxeln durch die Partnachklamm und auf die Zugspitze, flanieren durch Münchens Einkaufsmeilen oder bestaunen Luxuskarossen in der BMW-Welt: Immer mehr Touristen aus den arabischen Golfstaaten zieht es nach Bayern (AZ berichtete). Laut Wirtschaftsministerium und dem Tourismusverband „Bayern Tourismus Marketing“ hat sich die Zahl arabischer Touristen seit 2002 vervierfacht. Allein von Januar bis Mai 2012 kamen knapp 36000 Gäste nach Bayern – eine Steigerung von mehr als 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
München verzeichnete zeitgleich sogar ein Plus von fast 28 Prozent. Die BMW-Welt zählte von April bis Juni 15000 arabische Gäste. Im Vergleichsquartal 2008 waren es nur halb so viele. Dass Bayern bei Arabern so boomt, liegt auch am Burka-Verbot in anderen Ländern Europas. Viele der Frauen sind von Kopf bis Fuß in schwarze Gewänder gehüllt, ihre Gesichter verschleiert – sie tragen Burka oder Niqab. Frankreich und Belgien etwa verprellten in den vergangenen Jahren Urlauber mit einem Burka-Verbot. „Ich bin mir sicher, dass viele Araber ausweichen und Bayern eine gute Alternative ist“, sagt der Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Frank-Ulrich John.
Kamen 2009 noch 89000 arabische Touristen, explodierten die Zahlen 2010 förmlich: Rund 125000 Gäste urlaubten in Bayern, nachdem das französische Parlament das Tragen des Ganzkörperschleiers in der Öffentlichkeit untersagt hatte. Rund 85 Prozent der arabischen Bayern-Touristen besuchen München. Eine Sprecherin vom Tourismusamt: „Tatsache ist, dass die arabischen Gäste sich in München sicher, willkommen und in ihrer Kultur angenommen fühlen.“
Entsprechend viel Geld geben sie aus: Bis zu 1000 Euro am Tag. John: „Die bayerische Hotellerie freut sich sehr über arabische Gäste, weil sie mehr Geld ausgeben, länger bleiben und in der Regel mehrere Zimmer oder ganze Etagen buchen.“ Um die Kundschaft anzulocken, lassen sich die Hotels einiges einfallen. Die Extras reichten von speziell geschulten Köchen über alkoholfrei bestückte Minibars bis hin zu Beduinenzelten im Vorhof, zählt John auf. Gern wird in Top-Hotels ein Kompass als Willkommensgeschenk gereicht – damit der religiöse Gast weiß, wo Mekka liegt.
Auch Ausflüge auf die Zugspitze stehen hoch im Kurs. Der Marketingleiter der Zugspitzbahn, Klaus Schanda: „Wir werden in diesem Jahr 20000 bis 25000 Gäste auf dem Berg haben“, schätzt er. Für das anspruchsvolle Klientel wurde ein Gebetshaus errichtet – und für die Flyer hat die Marketingabteilung ein Bild ohne das Zugspitzkreuz gewählt.