22 Tiere befreit, Dutzende tot: Das Horror-Haus von Nürnberg

Nürnberg - Den Ermittlern stockt der Atem, als sie am Montagnachmittag die Tür zu einem völlig verwahrlosten Reihenhaus im Süden Nürnbergs öffnen. Starker Verwesungsgeruch schlägt ihnen entgegen, in den Wohnräumen türmt sich Müll. Darauf und darunter: dutzende tote Katzen, Kaninchen- und Meerschweinchen-Kadaver.
Die Beamten suchen nach der 78-jährigen Bewohnerin des Anwesens, die ihr Nachbar als vermisst gemeldet hat – und finden ihre psychisch kranke Tochter (53). Sie brechen den Einsatz ab. "Es war einfach nicht mehr zumutbar", sagt Sprecher Peter Schnellinger. Erst als die Polizisten am nächsten Tag zurückkehren, verstärkt von Feuerwehrleuten in Schutzkleidung, entdecken sie auch die Mutter: Sie liegt leblos in einem Zimmer voller Unrat. "Dem ersten Anschein nach war sie schon mehrere Wochen tot", sagt Schnellinger. Er spricht von einer "menschlichen Tragödie".
Was genau sich in dem Reihenhaus abgespielt hat, ist noch unklar. Die 53-Jährige wurde sofort in eine psychiatrische Klinik gebracht. Woran ihre Mutter gestorben ist, soll am Donnerstag eine Obduktion klären. Erste offensichtliche Hinweise auf Gewalteinwirkung gebe es aber nicht, sagt Schnellinger.
Mutter und Tochter als krankhafte Tier-Sammlerinnen bekannt
Die überlebenden Tiere holten Mitarbeiter des Tierheims Nürnberg ab: "20 Kaninchen und zwei Tauben konnten wir noch retten." Alle seien in einem katastrophalen Zustand.
Mutter und Tochter waren den Behörden als krankhafte Tier-Sammlerinnen bekannt. 2008 wurde erstmals ein Tierhaltungs-Verbot gegen sie ausgesprochen – damals ging es um Meerschweinchen. Weil sie sich an die Auflagen hielten, bekamen sie später die Genehmigung, 20 kastrierte Tiere zu halten.
Doch dabei blieb es nicht: "Wohl aus Gutmütigkeit wurden weitere Tiere aufgenommen, erst im Garten, dann auch im Haus", sagt Katrin Kurr vom Ordnungsamt, das den beiden 2012 erneut die Haltung von Tieren untersagte. Seitdem seien sowohl Mitarbeiter des Gesundheits- als auch des Veterinäramtes mehrmals vor Ort gewesen, zuletzt vor etwa einem halben Jahr. "Aber da hat uns niemand mehr geöffnet."