2019 nur sechs neue Windräder in Bayern
München (dpa/lby) - Der Windkraft ist in Bayern die Luft ausgegangen. Im vergangenen Jahr sind im Freistaat nur noch sechs neue Windräder in Betrieb gegangen, so wenige wie noch nie seit der Verschärfung der Bauvorschriften im Jahr 2014. Das geht aus einer vorläufigen Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land hervor. Da eine Anlage abgeschaltet wurde, belief sich der Nettozubau auf fünf neue Windräder mit einer Leistung von 16,4 Megawatt.
Bayern ist mit 72 000 Quadratkilometern Fläche zwar das größte Bundesland, doch der Anteil an neuen Windkraftanlagen - brutto - belief sich somit nur auf knapp zwei Prozent. Der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte 2014 als Reaktion auf Bürgerproteste die Hürden für Windräder erhöht.
Seither muss der Abstand eines Windrads zur nächsten Siedlung das Zehnfache der Bauhöhe betragen, bei 200 Meter Rotorhöhe sind das zwei Kilometer. Um von dieser so genannten 10H-Regel abweichen zu können, muss ein Gemeinderat einen ausdrücklichen Beschluss fassen.
Die FDP-Landtagsfraktion schlägt vor, diese Vorschrift quasi umzudrehen: Es soll eine niedrigere bundesweite Abstandsregel gelten, die Gemeinden sollen aber das Recht haben, einen Abstand von bis zu 10H vorzuschreiben. "Wir wollen den gordischen Knoten durch einen pragmatischen Vorschlag durchschlagen", sagte FDP-Fraktionschef Martin Hagen. "10H soll nur noch dort gelten, wo es explizit gewollt ist."
Die Windbranche hat keineswegs nur in Bayern mit Gegenwind zu kämpfen. Laut Fachagentur ist der Zubau im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit mehr als 20 Jahren eingebrochen. Demnach wurden nur 276 neue Windkraftanlagen in Betrieb genommen, mit einer Gesamtleistung von 940 Megawatt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies bei der Leistung ein Rückgang von mehr als 60 Prozent.
Bayern war das erste Bundesland, das Beschränkungen für die Windkraft einführte, nachdem sich Bürgerinitiativen formierten. Inzwischen will die Staatsregierung Windräder in den Bayerischen Staatsforsten bauen lassen. Die restriktive Linie allerdings hat im restlichen Deutschland Schule gemacht. Ähnlich niedrige Zubauzahlen gibt es auch in Baden-Württemberg und in Hessen, zwei Bundesländern mit grüner Regierungsbeteiligung.
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