20.000 Besucher auf Entdeckungsreise
„Lange Nacht der Wissenschaften“: Viele Experimente machten Forschung für alle anschaulich.
NÜRNBERG „Fantasie ist wichtiger als Wissen“, steht frei nach Albert Einstein auf den Buttons, die sie in der Steiner Stifte-Fabrik Faber-Castell verteilen. Stimmt: Um mit den hauseigenen Farbstiften Comics zu zeichnen oder Urlaubsbilder mit Photoshop aufzupeppen, braucht es – klar – technisches Wissen, vor allem aber Vorstellungskraft. Die „Lange Nacht der Wissenschaften“ hat nicht nur was mit Formeln und Werkstoffkunde zu tun, sondern vor allem mit Innovation und Entdeckergeist. Und mit Mitmachen: 20000 Besucher – Familien, Schüler, Rentner – stürmten am Samstag die 130 Spielorte in der Metropolregion.
Vier von ihnen waren die Krefts: Papa Frank hat einst seinen Dipl-Ing. an der Nürnberger Ohm-Fachhochschule erworben. Zwei Jahrzehnte später schlägt er ebenda wieder auf: für einen Abend, diesmal mit Frau Birgit und dem Nachwuchs Leonie und Jonas im Schlepptau. Und der hat schrecklich Durst. Gut, dass im dritten Stock Studenten zum Wasser-Geschmackstest bitten: Mit Hilfe von Edelsteinen und elektromagnetischen Vorrichtungen soll Wasser schmackhafter werden, indem Kalkmoleküle verändert werden. „Man merkt einen Unterschied“, erkennt Leonie und füllt den Fragebogen aus. Ob der Eindruck wissenschaftlichen Ergebnissen standhält, wollen Yolanda und Felix, die das Wasser servieren, nicht verraten. Die Studie läuft noch.
Eine Frage von riesiger politischer und gesellschaftlicher Relevanz versucht währenddessen zwei Stockwerke tiefer Professor Norbert Graß, Leiter des Instituts für Elektronische Systeme, zu beantworten: Wie – ohne Atomkraft, dafür mit regenerativen Energien – der Stromkreislauf der Zukunft funktionieren kann.
Während vor der FH der Eierwurf aus der dritten Etage seinen Höhepunkt erreicht – die Eier sollen mit Hilfe unterschiedlicher Fluggeräte heil bleiben –, herrscht an der Haltestelle der Shuttlebusse schon reges Gedränge: Soviel will noch entdeckt werden!
Zum Beispiel in der Landesgewerbeanstalt (LGA) in der Tillystraße: Hier erfahren Radfahrer, welchen mechanischen Qualen ihre Gefährte ausgesetzt sind, bevor sie als unbedenklich zugelassen werden. Oder wie Stofftiere gefoltert werden, bevor sie Zutritt in Kinderzimmer erlangen.
Wer bei so viel technischem Input ein Päuschen brauchte, kam bei Konzerten in der Musikhochschule auf seine Kosten – oder aber bei Faber-Castell in Stein, wo bis in die Morgenstunden die Aftershow-Party tobte. Da sag’ noch einer, Wissenschaft sei langweilig...
Steffen Windschall
- Themen: