200 Millionen Euro für falschen Picasso
Ein Bauunternehmer steht vor dem Landgericht Traunstein als Kunstfälscher vor Gericht. Er behauptet, es handle sich um eine Verschwörung gegen ihn.
TRAUNSTEIN - Ein Kunstfälscher-Prozess wird vor dem Landgericht Traunstein noch einmal aufgerollt. Ein insolventer Bauunternehmer (64) kämpft um seine Freiheit – in erster Instanz wurde er wegen versuchten Betrugs und Urkundenfälschung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Die Ermittler werfen dem Unternehmer vor, dass er seit 2003 versucht haben soll, dutzendweise nachgemachte Kunstwerke unter anderem von Pablo Picasso oder Marc Chagall als Originale zu verkaufen. Hätte das Geschäft geklappt, wären auf das Konto des Angeklagten für die 28 Plagiate rund 200 Millionen Euro geflossen. Sein Pech: Im Frühjahr 2008 setzte das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) einen Scheinkäufer, der ein Kunstexperte ist, auf den mutmaßlichen Fälscher an.
Der Unternehmer soll laut Anklage über Inserate und Mittelsmänner die Werke angeboten haben. Sogar in Auktionshäusern wollte er seine Bilder versteigern lassen. Das teuerste, angeblich ein Selbstporträt von Paul Gaugin aus dem Jahr 1886, bot er für nicht unter 20 Millionen Euro an.
Das erste Verfahren hat sich damals über 23 Tage hingezogen. Die Richterin Jacqueline Aßblicher war erleichtert, als sie das Urteil endlich verkünden konnte. Im Prozess sprach der Angeklagte von „Verschwörungstheorien“ gegen ihn. Das LKA habe ein „Gefälligkeitsgutachten“ erstellt.
14 renommierten Kunsthistoriker, Naturwissenschaftler und Fachspezialistinnen aus ganz Europa wurden damals zur Beweisführung aufgeboten. Der Angeklagte beschimpfte sie als „ahnungslose Schwachköpfe, „unqualifizierte Hausfrauen“ und „verbrecherische Teilnehmer einer Verschwörung“.
Sogar die Tochter des Maler-Genies Pablo Picasso sagte damals im Prozess aus. Die Gutachter waren sich nämlich bei dem Picasso-Werk „Picadores y Toros“ (Lanzenreiter und Stier) nicht sicher, ob es echt oder eine Fälschung ist. Die 75-jährige Maya Picasso, die in Paris lebt, gilt als Expertin für die Bilder ihres 1973 verstorbenen Vaters. Wegen Motiv- und Stilfehlern erkannte sie das Bild nicht als echt an.
Außerdem stellte ein Papiergutachter bei einer Materialprüfung des angeblichen Picasso-Werks fest, dass das Papier synthetische Stoffe enthält, die es zum angeblichen Entstehungszeitpunkt noch nicht gab. Das Verfahren beginnt am Freitag.
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