1700 Freitode in Bayern - Wie helfen?

Die Zahl der Selbstmorde wird immer wieder unterschätzt. Dabei sterben jedes Jahr mehr Menschen durch den Freitod als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und Drogen zusammen. Vielen Verzweifelten könnte geholfen werden.
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In Bayern nahmen sich im Jahr 2012 rund 1700 Menschen das Leben, zwei Drittel davon sind Männer.
dpa In Bayern nahmen sich im Jahr 2012 rund 1700 Menschen das Leben, zwei Drittel davon sind Männer.

Die Zahl der Selbstmorde wird immer wieder unterschätzt. Dabei sterben jedes Jahr mehr Menschen durch den Freitod als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und Drogen zusammen. Vielen Verzweifelten könnte geholfen werden.

München - In Bayern nahmen sich im Jahr 2012 rund 1700 Menschen das Leben, zwei Drittel davon sind Männer. Am Welttag der Suizidprävention am Mittwoch möchte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr Aufmerksamkeit auf die Vorbeugung von Selbstmorden lenken. Hans Doll, Geschäftsführer von Die Arche - Suizidprävention und Hilfe in Lebenskrisen e.V. in München, berät seit 32 Jahren Menschen in Krisen und weiß, wie auch im engeren Umfeld der Person geholfen werden kann.

Frage: In welchem Alter ist die Suizidrate am höchsten?

Antwort: Die Suizidrate steigt mit dem Alter, bei Männern finden sich doppelt so viele Fälle wie bei Frauen. 2011 lag die Rate bei Männern zwischen 85 und 90 Jahren bei 77,9. Das bedeutet, von 100 000 Personen, nehmen sich 77,9 das Leben. Bei Männern im Alter zwischen 20 und 25 Jahren liegt sie im Vergleich bei 13.

Frage: Warum gibt es mehr männliche Selbstmörder?

Männer gehen grundsätzlich anders mit Aggressionen um, auch gegen sich selbst. Sie nehmen weniger Hilfe in Anspruch. Außerdem haben sie im Alter häufiger ein Problem mit der wachsenden Abhängigkeit von anderen Personen, wie beispielsweise Pflegern oder Familienangehörigen. Dafür finden sich bei den Frauen mehr Suizidversuche, die überlebt werden. Männer greifen zu härteren Mitteln, wie zum Beispiel einer Pistole oder werfen sich vor den Zug.

Was kann der Einzelne tun, um Menschen mit Suizidgedanken zu helfen?

Das wichtigste ist zuhören und aufmerksam sein. Oft verändert sich die Person, ihre Mimik und Gestik wird anders, sie fängt an sich zurückzuziehen. Oft fallen auch Äußerungen wie «Ich habe keine Lust mehr» oder «Das hat doch alles keinen Sinn».

Sätze wie diese werden schnell ausgesprochen. Wie kann man erkennen, ob es wirklich ernst ist?

Man muss sich trauen nachzufragen, auch wenn man ein mulmiges Gefühl dabei hat. Dabei muss man keine Angst haben, jemanden noch mehr in den Suizid oder die Depression zu treiben. In der Arbeit hier erleben wir häufig, dass Nachfragen wie «Wie meinst du das denn?» bei den Betroffenen eher als Erleichterung empfunden wurden. Die Person befindet sich oft in einer inneren Isolation, und da muss sie rausgeholt werden.

Wie kann dann geholfen werden?

Die nächsten Fragen, die man stellen muss sind «Wie kann ich dir helfen?» und «Was muss sich ändern, damit es dir besser geht?». Wenn im direkten Umfeld keine Lösung gefunden werden kann, muss professionelle Hilfe empfohlen werden. Wir beraten in persönlichen Gesprächen, es gibt aber auch die anonyme Telefonseelsorge. Krisenberatungsstellen finden sich zum Beispiel auch in Regensburg oder Würzburg. Auf dem Land gibt es auch die Beratungsstellen für psychische Gesundheit. Für ältere Menschen gibt es spezielle gerontopsychiatrische Berater.

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