1,30 Euro! Er entfacht den Glühwein-Preiskrieg

Mehr als ein Drittel billiger als nur wenige Meter entfernt auf dem Christkindles- markt: Der Coup des Straßenhändler-Vete- ranen Altschmied.
von  Abendzeitung
Setzt auf die freie Marktwirtschaft: Peter Altschmied (63) an seinem Glühweinstand an der Ecke König-/Kaiserstraße.
Setzt auf die freie Marktwirtschaft: Peter Altschmied (63) an seinem Glühweinstand an der Ecke König-/Kaiserstraße. © bayernpress

NÜRNBERG - Mehr als ein Drittel billiger als nur wenige Meter entfernt auf dem Christkindles- markt: Der Coup des Straßenhändler-Vete- ranen Altschmied.

Peter Altschmied darf man getrost als erfolgreichen Geschäftsmann bezeichnen: Seit fünf Jahrzehnten versorgt der gelernte Konditor frierende Passanten mit Heißgetränken, hungrige und durstige Fußballfans mit Würsten und Bier. Der 63-jährige Ansbacher ist erklärter Freund der freien Marktwirtschaft und schöpft die Vorzüge dieser Wirtschaftsordnung auch gerne voll aus.

Er sorgt für Furore

Rund um den Nürnberger Christkindlesmarkt wird Altschmieds Geschäftssinn allerdings ab sofort für Furore sorgen: „An meinem Stand an der Ecke Königstraße/Kaiserstraße reduziere ich jetzt radikal die Preise“, kündigt er an: im Schnitt um ein Drittel. Ein Becher Heidelbeerglühwein wandert jetzt für 1,80 statt bisher 2,50 Euro über die Theke, konventioneller Glühwein für 1,30 statt 2 Euro und Kinderpunsch für nur einen Euro statt 1,50. Kunden-Augen werden leuchten, Altschmieds Kasse klingeln – ob die preisgebundenen Händler am Christkindlesmarkt ein paar Meter weiter unten die Preisoffensive goutieren, ist fraglich.

Er wurde als Trittbrettfahrer beschimpft

Mit einer Vertreterin des Marktamts ist Altschmied erst kürzlich aneinandergeraten: Nachdem er sich eine Konzession für den Eingangsbereich des ehemaligen Geschäftshauses „Betten Nagel“ besorgt hatte und anfing, Glühwein auszuschenken, habe sie ihn als „Trittbrettfahrer“ beschimpft, berichtet er. „Dabei ist doch die Stadt selber Schuld, wenn sie die ganze Königstraße bis zum Bahnhof zur Glühweinmeile macht“, verweist Altschmied auf die Kinderweihnacht, die Feuerzangenbowle an der Fleischbrücke und an die Buden-Straße, die sich bis hoch zum Königstor zieht.

Bei der Konkurrenz wird er sich mit seinem Preis-Coup keine Freunde machen.

Den Vorwurf, er verwässere das Erscheinungsbild der „Weihnachtsstadt Nürnberg“, weist er weit von sich. Auf seine radikale Preispolitik sei die Konkurrenz doch bloß neidisch – und überhaupt fragt er: „Sind Preisabsprachen nicht sogar verboten?“ Seinen noch zum „Normalpreis“ verkauften Glühwein brachte Altschmied übrigens bis gestern mit einem Special an den Mann: Er schenkte ihn in original Christkindlesmarkt-Stiefelchen aus und überließ seinen Kunden das Gefäß gratis: „Die stammen aus den Vorjahren“, schmunzelt Schlitzohr Altschmied. Zum Spottpreis hat er sie dem Glühwein-Hersteller abgekauft – kein Wunder, dass das Marktamt nicht erfreut war. Auch bei der Konkurrenz wird er sich mit seinem Preis-Coup wohl keine Freunde machen. Steffen Windschall

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