120000 Euro verschwunden! Fischereiverein feuert seinen Boss
NÜRNBERG - Ulrich W. macht den Job nicht mehr. Der Ersten Vorsitzenden des Fischerei-Vereins soll 120000 Euro unterschlagen haben. Aber er wird nicht angezeigt: „Er hat versprochen, alles zurückzuzahlen“.
Statt seines Namens findet man im Internet beim Ersten Vorsitzenden des Fischerei-Vereins Nürnberg nur Striche. Ulrich W. macht den Job nicht mehr. Er soll – so wurde auf der Jahreshauptversammlung bekannt gegeben – 120000 Euro unterschlagen haben. Das Kuriose daran: Der neue Vorstand sieht von einer Anzeige gegen den Mann ab. „Er hat versprochen, das Geld zurückzuzahlen. Wenn er eine Strafe zahlen müsste, würde das noch länger dauern“, begründet der neue Vorsitzende Peter Neuner.
„Die Leute waren erschüttert“
Bei der Jahreshauptversammlung des ältesten Fischereivereins Mittelfrankens (19 Gewässer, rund 1000 Mitglieder) im Gesellschaftshaus Gartenstadt am Montagabend erfuhren die 350 Anwesenden von dem verschwundenen Geld. „Die Leute waren erschüttert“, beschreibt ein Zeuge. „Aber er hat den Verein sehr diktatorisch geführt. Nur deshalb konnte das so lange unter der Decke bleiben“, vermutet der Mann, der seit Jahren Mitglied in dem Verein ist. Erst durch eine Revision sei jetzt alles aufgeflogen. Der Beschuldigte selbst war nicht bei der Versammlung. Er war eine Woche zuvor aus dem Verein ausgeschlossen worden, dessen Vorsitz er 36 Jahre hatte.
Was mit dem sechsstelligen Betrag – mit Zinsen soll es sich sogar um 150000 Euro handeln – passiert ist, ist unklar. „Wir wissen nicht, wohin das Geld geflossen ist“, sagt Peter Neuner, der selbst keine Summe nennen will. Es sei aber eine Vereinbarung zur Rückzahlung über einen längeren Zeitraum geschlossen worden. „Jetzt wäre es im Sinne des Vereins, Stillschweigen zu bewahren und Gras über die Sache wachsen zu lassen.“
Ulrich W: Eine Verschiebung
Der verstoßene Ex-Vorsitzende der Nürnberger Petrijünger ist ebenfalls zurückhaltend: Ulrich W. betont, es handle sich nicht um eine „Unterschlagung – sondern eine Verschiebung“. „Die Sache ist auf jeden Fall ordnungsgemäß behandelt worden. Es ist aber noch im Fluss. Mehr will ich dazu nicht sagen.“
Der Fischereiverein Nürnberg ist nicht der erste, bei dem es zu finanziellen Unstimmigkeiten kommt – und sie verschweigt: Die Oberfinanzdirektion ermittelte über Monate beim Fischereiverein Zirndorf wegen Steuerhinterziehung. Der Vereinsvorsitzende Franz S. gestand, betonte aber: „Wenn wir nicht angezeigt worden wären, wäre das nie herausgekommen“. Später trat er dann zurück.
Andrea Uhrig
- Themen: