12-Stunden-Odyssee am Wallberg: Wanderer abgewiesen

Zwei Münchner Studenten verirren sich beim Bergsteigen. Als sie um 21.30 Uhr völlig erschöpft und durstig am Wallberghaus ankommen, machen ihnen die Wirte nicht einmal die Tür auf. Weil schon Sperrstunde, weisen die Wirtsleute Wanderer ab.
von  Abendzeitung
Nächtliche Odyssee am Wallberg.
Nächtliche Odyssee am Wallberg. © az

TEGERNSEE - Zwei Münchner Studenten verirren sich beim Bergsteigen. Als sie um 21.30 Uhr völlig erschöpft und durstig am Wallberghaus ankommen, machen ihnen die Wirte nicht einmal die Tür auf. Weil schon Sperrstunde, weisen die Wirtsleute Wanderer ab.

Diese Wanderung vergisst Herwig Chau nie: Der 22 Jahre alte FH-Student will mit einem Freund (24) zum Risserkogel (1826 Meter) am Tegernsee. Dort kommen die beiden zwar an, doch beim Abstieg verlaufen sie sich. Als die Bergsteiger um 21.30 Uhr völlig erschöpft am Wallberghaus ankommen, werden sie abgewiesen.

31. Oktober: Die Sonne scheint. Bis zum Wallberghaus (1512 Meter) verläuft alles reibungslos. Um 12 Uhr kommen die Studenten dort an, machen eine halbe Stunde Pause. Nur wenige Meter hinter der Hütte liegt Schnee, der Aufstieg zum Gipfel ist beschwerlich, dauert drei Stunden. „Ich habe ins Gipfelbuch geschrieben: Ich komme wieder“, sagt Chau, „aber dass das so schnell passieren würde, hätte ich nicht gedacht.“

Zurück wollen sie über den Blankenstein-Sattel. „Wir sind abgestiegen und waren plötzlich in einer Sackgasse. Da ging’s nur senkrecht runter.“ Sie kehren um und gehen auf der Hinterseite des Berges zu einer Hütte. „Gegen 17 Uhr sind wir angekommen. Der Bauer hat gesagt, dass wir falsch sind und kurz vor dem Gipfel die Abzweigung nehmen müssen.“

In der Zwischenzeit wird es dunkel und kälter. Die Studenten haben keine Stirnlampen dabei. Aber es ist Vollmond. „Wir sind teilweise auf allen Vieren gekrochen. Und plötzlich stehen wir wieder auf dem Gipfel.“ In der Dunkelheit müssen die beiden die Abzweigung verpasst haben. Mittlerweile ist es 19 Uhr.

Die Bergsteiger haben nichts zu essen und trinken und beschließen, wieder zum Wallberghaus zurückzugehen. „Der Weg dorthin war furchterregend und eisig. Aber wir haben angefangen uns auszumalen, was wir in der Hütte Schönes essen und trinken könnten.“ Dann sehen sie die Lichter vom Wallberghaus, die Tür ist verschlossen.

„Wir haben mehrmals ans Fenster geklopft und signalisiert, dass wir Durst haben. Die Wirtsleute haben nicht reagiert. Die Frau hat mit dem Kopf geschüttelt, der Mann nicht einmal aufgeschaut. Das ist asozial.“

Die beiden beschließen abzusteigen. Um Mitternacht kommen sie im Tal an. „Mein Schwager hat uns abgeholt. Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen, weil wir so fertig und enttäuscht waren“, sagt Chau.

Die Wirtin des Wallberghauses lässt das kalt. Auf Nachfrage sagt sie: „An den Türen haben wir angeschrieben, dass von 9 bis 16.30 Uhr geöffnet ist. Mehr sage ich dazu nicht.“ Gesprächiger ist Michael Götz, Leiter der Touristinfo von Rottach-Egern. „Ich habe den Wirt angeschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. So etwas darf nicht passieren. So ein Verhalten entspricht nicht dem Wandergedanken.“

V. Duregger

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