"100 Schätze aus 1000 Jahren"
Regensburg (dpa/lby) - Königliche und kirchliche Pracht, wissenschaftlicher Fortschritt und das Elend vieler Bauern zeigt von Freitag an die Bayerische Landesausstellung "100 Schätze aus 1000 Jahren" in Regensburg. Die Schau im Museum der Bayerischen Geschichte präsentiert Kunst- und Alltagsgegenstände aus der Zeit ab dem 6. Jahrhundert bis etwa 1800 und zeichnet damit die Geschichte Bayerns seit dem Frühmittelalter nach. Damit ergänzt die Ausstellung das Konzept des im Juni eröffneten Museums, das sich schwerpunktmäßig auf die Jahre zwischen 1800 und der Gegenwart konzentriert.
Dem Besucher bietet die Schau einen kurzweiligen, multimedialen Streifzug durch die Jahrhunderte. Die Leihgaben stammen teilweise aus berühmten Museen wie dem Louvre in Paris, und auch das schwedische Königshaus hat ein Exponat aus seiner Schatzkammer beigesteuert. Eröffnet wird die Bayerische Landesausstellung am Donnerstag von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Der Publikumsbetrieb beginnt am Freitag (27. September) und dauert bis zum 8. März 2020.
Zu den ältesten Ausstellungsstücken zählen zwei im niederbayerischen Straßkirchen gefundene Skelette, die den Angaben nach etwa aus der Zeit um 500 nach Jesus Christus stammen. Es könnte sich um Bruder und Schwester handeln, beide dürften etwa Mitte 20 gewesen sein, sagt Projektleiter Rainhard Riepertinger. Die beiden Skelette fallen durch ihr jeweils makelloses Gebiss auf. "Karies hatten sie nicht", sagt Riepertinger.
600 Jahre alt und erstaunlich gut erhalten sind die Lederstiefel einer Moorleiche, um deren Geschichte sich etliche Spekulationen ranken. Stolz sind die Museumsmacher auf einen echten Dürer in der Ausstellung. Das Gemälde von 1520 zeigt das Porträt des Augsburgers Jacob Fugger - der Beschreibung nach einer der reichsten Menschen überhaupt, der es sich folglich habe leisten können, den berühmten Maler zu engagieren.
Die Büste eines Tempelritters ist zudem ein Beispiel für inklusive Museumsarbeit. Der Kopf sei eigens für die Ausstellung von einem Steinmetz nachgebildet worden, so dass ihn blinde und sehbehinderte Besucher ertasten können. Die Erläuterung dazu ist auch in Blindenschrift geschrieben.
Das Elend der Bevölkerung zur Zeit der Pest zeigt eine hölzerne Leichenkarre auf zwei Rädern, mit der die Toten transportiert wurden. Welche strengen Moralvorstellungen einst herrschten, wird anhand eines sogenannten Schandmantels deutlich: ein tonnenförmiger, hölzerner Umhang, den Männer in der Öffentlichkeit tragen mussten, die "leichtfertig" waren - sprich vorehelichen Sex hatten. Zehn historische Figuren - zum Beispiel ein Ritter, ein Geistlicher und eine Bauerstochter - schildern zudem Ereignisse ihrer Zeit aus ihrem persönlichen Blickwinkel.
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