10 Millionen weg! Er verzockte das Vermögen seiner Kirche

Der Finanzchef der evangelisch- reformierten Kirche Bayerns spülte das Geld auf seine eigenen Konten – der Richter erließ Haftbefehl gegen Günther H. (67). Nach AZ-Informationen ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen Kirchenvorstand Joachim Metten.
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Sitzt seit gestern in Untersuchungshaft: Günther H. (67).
abendzeitung Sitzt seit gestern in Untersuchungshaft: Günther H. (67).

Der Finanzchef der evangelisch- reformierten Kirche Bayerns spülte das Geld auf seine eigenen Konten – der Richter erließ Haftbefehl gegen Günther H. (67). Nach AZ-Informationen ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen Kirchenvorstand Joachim Metten.

NÜRNBERG Ein Nürnberger Steuerberater hat die evangelisch-reformierte Kirche Bayerns, für die er im Vorstand saß und die Finanzgeschäfte abwickelte, bis auf den letzten Cent ausgeplündert. Zehn Millionen Euro, das gesamte kirchliche Vermögen, haben sich einfach in Luft aufgelöst. Seit gestern sitzt Günther H. (67) in Untersuchungshaft.

„Wir haben nichts mehr. Das ganze Geld ist weg.“

Sichtlich mitgenommen zog Oberhirte Joachim Metten gestern Nachmittag die vernichtende Bilanz: „Wir haben nichts mehr. Das ganze Geld ist weg.“ Zu diesem Zeitpunkt schlossen sich hinter Günther H. bereits die Gefängnistore. Ihm, dem Finanzchef der Kirche, hatten die verantwortlichen Synodalen blind vertraut – und dabei sämtliche Kontrollen vergessen.

Die Plünderungen der Kirchenkassen fingen nach Darstellung Mettens im Jahr 2004 an. Da bewilligte der kirchliche Finanzchef Günther H. einer Nürnberger Firma, die angeblich Elektrospeicheröfen vertreibt, ein Darlehen in Höhe von 2,67 Millionen Euro. Das Geschäft rief in den Gremien der Kirche ein deutliches Naserümpfen hervor, doch es wurde im Nachhinein abgewunken. Da ahnte keiner, dass Günther H. selbst an der Firma beteiligt war.

Gefälschte Unterschriften, fingierte Wertpapierdepots

Noch dreister, so die Schilderung von Kirchenvorstand Joachim Metten, sei sein Kassenverwalter ein Jahr später vorgegangen. 4,15 Millionen Euro aus dem Vermögen der Kirche flossen im Auftrag von Günther H. an eine Firma namens Mesa 2000. Ob diese Firma tatsächlich existiert, wissen die Oberen der Religionsgemeinschaft bis zum heutigen Tag nicht. Sicher jedoch ist, dass kein anderer als Günther H. selbst der alleinige Inhaber des Unternehmens Mesa 2000 ist. Das Geld floss also in seine eigenen Taschen.

Inzwischen von der evangelisch-reformierten Kirche eingeschaltete Kassenprüfer stellten fest, dass der in U-Haft sitzende Steuerberater auch noch gewaltige Bargeldbeträge, rund 1 Million Euro, von den Kirchenkonten fegte und sie in undurchsichtigen Kanälen verschwinden ließ. Dabei, so Metten, hätte der Mann auch seine Unterschrift gefälscht, mit Verträgen in unterschiedlicher Ausfertigung jongliert und fingierte Wertpapierdepots zur Täuschung angefertigt. „Es klingt unglaublich, aber wir haben Jahre lang keinen Argwohn geschöpft und uns immer wieder hinhalten lassen“, sagte Metten.

Das blinde Vertrauen, das er seinem Finanzchef entgegenbrachte, könnte aber auch für ihn zu einem Bumerang werden. Wie die AZ aus sicherer Quelle erfuhr, ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht nur gegen Günther H. wegen des Verdachts der Untreue, sondern auch gegen den Kirchenchef selbst. Helmut Reister

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