1. FC Nürnberg: TV-Star Reif erklärt, wie Trainer Oenning tickt
Der Kult-Kommentator und Grimme-Preisträger vom Bezahlsender „Sky“, seit der WM 2002 mit dem Club-Coach befreundet, stellt klar: „Michael ist keiner, der sein Fähnchen in den Wind hängt“
NÜRNBERG Er gilt als Kult-Kommentator – spätestens seit jenem Abend am 1. April 1998, als er beim Tor-Bruch vor dem Champions-League-Spiel Real Madrid gegen Dortmund zusammen mit Günther Jauch eine der denkwürdigsten Fußball-Reportagen aller Zeiten ablieferte. Fünf Jahre später bekam Marcel Reif den Grimme-Preis für die Berichterstattung zur Fußball-WM 2002. Unterstützt hat ihn dabei Michael Oenning. Seitdem sind beide befreundet.
TV-Sender Premiere hatte die Idee, dem gerade neu eingekauften Star-Reporter als Experten den eloquenten Verbandstrainer von Baden-Württemberg an die
Seite zu stellen. Oenning befeuerte Reif fortan mit Analysen und Hintergründen. „Wir haben uns gesucht und gefunden“, sagt Reif heute. Deshalb beobachtet er den Werdegang seines Kumpels – und den des 1.FCN – ganz genau.
Reif: "Michael ist ein sturer Westfalenkopf"
„Am Anfang hätte ich nicht gedacht, dass Michael mal Bundesliga-Trainer sein könnte“, so Reif. „Nicht, weil er nicht kompetent wäre. Sondern weil er den ganzen Buhei der Branche nicht braucht.“ Ruhig und eher introvertiert sei sein Freund. Und ein sturer Westfalenkopf. Aber einer mit ganz genauen Vorstellungen. „Einer, der sich nicht vom Weg abbringen lässt.“
Genau darin sieht Marcel Reif auch die Gefahr für Oennings Arbeit in Nürnberg: „Es liegt am Umfeld, ob er in Ruhe weiterarbeiten kann. Denn die Euphorie, die seit der letzten Winterpause entstanden ist, wird gebremst werden. Es liegt nämlich durchaus im Bereich des Möglichen, dass es jetzt die ein oder andere Niederlage geben könnte.“ Fans, Medien und Verantwortliche, so Reifs Befürchtung, könnten dann in Frage stellen, was der Club-Coach aufgebaut hat. Und Oenning die Lust am Arbeiten verleiten.
Denn vor allem die zeichnet den 43-Jährigen Fußball-Lehrer aus. „In der Mannschaft wird man niemanden finden, der Michaels Konzept und seine Fachkenntnis in Frage stellt“, lobt Reif. Ein Kumpel-Typ für die Spieler sei Oenning deshalb noch lange nicht. „In diese Falle tappt er nicht.“
"Es geht nur um den Klassenverbleib"
Am Telefon tauschen sich die beiden regelmäßig aus. Ab und zu trifft man sich auch in Nürnberg – einer von Reifs Söhnen arbeitet hier. „Wir reden dann miteinander, wie man das unter Freunden eben so macht. Ich habe ihn zum Beispiel schon gefragt, warum er noch einen 19-Jährigen für seinen Kindergarten holt.“ Dann aber habe Oenning ihn von den Qualitäten eines Havard Nordtveit überzeugt.
Dem Club wünscht der Sky-Mann, der dem Saisonstart entgegenfiebert, den Klassenverbleib. „Das klappt aber nur, wenn alle begreifen, dass es um nichts anderes geht.“ Auch für Oenning hat er einen Wunsch: „Dass er so bleibt, wie er ist. Dieser Job kann einen auch verformen. Aber Michael hängt sein Fähnchen sicher nicht nach dem Wind.“ Andreas Hock
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