1. FC Nürnberg: Oennings Rückbesinnung

Mit dem schon beim 0:0 in Stuttgart erfolgreichen 4-1-4-1-System will der Club auch am Samstag in Leverkusen bestehen. FCN-Trainer predigt: „Schnell in die Spitze, schnelle Ballgewinne“
NÜRNBERG Mit einem akademischen Hintergrund lässt sich trefflich philosophieren. Also spricht Club-Trainer Michael Oenning, vormals laut eigener Aussage „Lehrer für Turnen und Lesen“: „Von außen betrachtet, geht die Welt bei uns schon unter, das tut sie bei uns aber nicht.“
„Uns“, das sind er, die Profis, ach, einfach alle im Verein. Und als Turnlehrer sieht sich der 44-Jährige am Valznerweiher auch nicht: „Meine Aufgabe ist es, jeden Spieler dahin zu bringen, dass er im Vollbesitz seiner Kräfte ist“, versichert Oenning.
An Baustellen mangelt es nicht
Schließlich reisen sie am Freitag gen Leverkusen, um tags darauf mit der trotz Platz 16 weiterhin gültigen Maxime aufzutreten. Die lautet: „Wir werden jedes einzelne Spiel so angehen, dass wir gewinnen können. Und nicht: Wir haben nichts zu verlieren.“
Zu philosophisch? Macht nichts. Fußball ist deutlich einfacher. Weiß auch Oenning, der selbst schon an der Uni lehrte – und lässt seine Eleven fleißig üben. An Baustellen mangelt es im Club-Team wahrlich nicht: löchrige Abwehr, unflexibles und unkreatives Mittelfeld, Torschusspaniker in der Abteilung Attacke. Das riecht nach Überstunden, und nicht nach wie zuletzt einem langen, freien Wochenende nach einer 0:1-Blamage gegen Bochum. Aber mal ehrlich: Soll er seinen verunsicherten Haufen kaputt trainieren? Na also.
Oenning versucht „Situationen herzustellen, um intensiv an den Schwächen zu arbeiten“. Mit dem vordringlichsten Ziel: „Die Jungs müssen lernen, schnell Entscheidungen zu treffen, viel schneller in die Spitze spielen.“ Ist ja schon mal ein Ansatz gegen die Behäbigkeit im leicht zu durchschauenden, höchst simpel für den Gegner zu verteidigenden Spielaufbau.
"Stuttgart ist für Samstag das taktische Vorbild"
Wobei Oenning mit der gestrigen Quote beim Simulieren des Ernstfalles zufrieden war: „Wenn von zehn Angriffen drei durchgehen, dann ist das schon gut.“ Sehr gut wäre, wenn alle drei Szenen dann auch in Tore umgemünzt werden könnten. Aber gemach. Kann ja noch werden.
Übersetzt auf die Aufgabe in Leverkusen am Samstag baut Oenning auf die Rückkehr zum „Erfolgs“-System. Mit einer 4–1-4-1-Formation heimste der Club vier seiner fünf Zähler in Stuttgart (0:0) und gegen Gladbach (1:0) ein. „Stuttgart ist für Samstag sicherlich das taktische Vorbild“, legt er sich ungewöhnlich offenherzig fest, die Werkself „über schnelle Ballgewinne“ vor möglichst viele Probleme stellen zu können.
Plädoyer für Mintal
Die Eroberung des Spielgeräts gegen den ungeschlagenen und mit bereits 14 Toren auch treffsicheren Tabellen-Zweiten, wird freilich kein Spaziergang werden. „Leverkusen ist noch einen Tick spielstärker als Stuttgart“, weiß Oenning, „lange Bälle werden da nicht viele kommen.“ Die wären leichter abzufangen und in Konter umzusetzen, um beispielsweise Marek Mintal endlich wieder mal mustergültig in Szene zu setzen.
„Ich kann verstehen, dass ihm Selbstvertrauen fehlt“, sagt Oenning in Anlehnung an Mareks gestriges Eingeständnis in der AZ. Und lässt offen, ob er das „Phantom“ erneut bringt: „Entweder wir ziehen das jetzt durch, oder er macht mal ’ne Pause – beides ist für ihn und mich kein Problem.“
Und kein philosophischer Ansatz, denn: „Ich brauche Marek. Er ist ganz wichtig für uns.“ Markus Löser
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