1. FC Nürnberg: Hertha-Intrige gegen Schäfer!
Club-Torwart soll nach dem Abpfiff die Fans provoziert haben. Berliner fordern Sperre. „Ich habe nur gejubelt, das war spontan“
NÜRNBERG/BERLIN Seit der 1:2-Pleite gegen den Club am Samstag, die über 100 Berliner Chaoten mit einem Platzsturm im Olympiastadion quittiert hatten, laufen auf der Internetseite von Hertha BSC im so genannten Fan-Forum auch einige Schreiber Amok. Gegen die „Versager“, „unverzeihliche Fehler in der Vereinspolitik“ – und gegen FCN-Torwart Raphael Schäfer. Selbst die Berliner Zeitung BZ titelte in ihrer Montags-Ausgabe: „Warum hetzte Schäfer gegen Herthas Kurve?“ Eine regelrechte Intrige gegen den Schlussmann...
Siegerfaust und Küsshändchen
Denn die Berliner Interpretation geht in die falsche Richtung: Der angeblich provokante Schäfer ballte nach dem späten Siegtreffer durch Angelos Charisteas (92.) lediglich die Siegerfaust. Und winkte nach dem Schlusspfiff in die Ostkurve, verteilte Kusshändchen – nachdem er 45 Minuten lang auf das Übelste beleidigt worden war!
Im selben Artikel wurde zudem versucht, Nürnbergs Nummer eins beim DFB anzuschwärzen. Lapidare Antwort von Anton Nachreiner, Vorsitzender des Kontrollausschusses: „Ich kann zu Schäfer nichts sagen, da mir dieser Fall bisher unbekannt war.“
"Abenteurliche" Behauptungen
„Scheinbar will da jemand von den eigenen Unzulänglichkeiten ablenken“, ärgert sich Club-Manager Martin Bader. Er lernte einst sein Handwerk unter Herthas Ex-Sportdirektor Dieter Hoeneß an der Spree. Trotzdem hat Bader „keinerlei Verständnis“ für die Attacken aus der Hauptstadt. „Wenn Schäfer unterstellt wird, er habe die Vorfälle nach Spielschluss provoziert, finde ich das abenteuerlich.“ Schließlich war schon Minuten vor dem 2:1 abzusehen, dass sich potenzielle Krawallmacher für eine gemeinsame Aktion organisierten.
„Fußball lebt doch von Emotionen. Ich habe nur gejubelt, das war spontan“, erklärt Schäfer. Und: „Es würde mich schon überraschen, wenn das jetzt plötzlich verboten wäre.“ Der Torwart geht davon aus, keine Post vom DFB zu bekommen.
Hertha hat eigentlich genug andere Sorgen
Die Herthaner jedenfalls sollten sich – anstatt irgendwelchen Hirngespinsten auf der vereinseigenen Internetseite ein Forum zu geben – lieber um ihre eigenen Probleme kümmern. Davon dürften sie angesichts sportlicher und finanzieller Nöte (30 Millionen Euro Schulden) mehr als genug haben. Beim Club wurde aufgrund von Beleidigungen und Denunzierungen eben diese Plattform schon mehrfach gesperrt. Markus Löser
Mehr über den Club, warum sich Trainer Dieter Hecking um Top-Torjäger Albert Bunjaku Sorgen macht und wie der Verein die kommende Saison finanziell in Angriff nehmen will, lesen Sie in der Printausgabe ihrer Abendzeitung am Mittwoch, 17. März.