1. FC Nürnberg: Harte Zeiten für die Ultras
Nach dem pyrotechnischen Inferno in Bochum greift der Club endlich konsequent durch und verhängt Sanktionen, „um einzelnen Kriminellen das Handwerk zu legen“. DFB-Urteil wird nächste Woche erwartet
NÜRNBERG Mit breit gefächerten Sanktionen bestraft der Club die für das pyrotechnische Inferno mit neun teils schwer verletzten Personen vom vergangenen Samstag in Bochum hauptverantwortlichen Ultras. „Es geht nicht um eine pauschale Verurteilung einer Gruppe“, sagt Ralf Woy. „Sondern darum, einzelnen Kriminellen das Handwerk zu legen.“ Allerdings muss der Vize-Präsident für Finanzen auch zugeben: „Leider werden auch andere Fans darunter leiden müssen.“
Ab sofort gibt es für Auswärtspartien nur noch personalisierte Karten
Besonders bei den künftig „personalisierten Karten“ für Auswärtsspiele. Diese Maßnahme wird erstmals für die Partie bei Werder Bremen am 27. März umgesetzt. Konnten Fanklubs aller Couleur bislang ganze Kontingente horten, werden künftig maximal zwei Tickets pro Person verkauft – ausschließlich gegen Vorlage gültiger Ausweise. Sollte sich der erhoffte Erfolg, Ausschreitungen aller Art damit zu verhindern, nicht einstellen, droht allen reiselustigen Cluberern die generelle Aussperrung in fremden Stadien.
Zudem werden den Ultras jegliche Privilegien entzogen, wird gegen polizeibekannte Anhänger mit Stadionverbot bei Heimspielen eine Bannmeile von einem Kilometer im Umkreis des Stadions gezogen, bekommen diese zusätzlich eine Meldeauflage für Auswärtsspiele. „Rechtlich alles absolut wasserdicht“, betont Woy. Wobei: Die den Ultras nahe stehende Organisation „Rot-Schwarze Hilfe“ (unterstützt Fans bei juristischen Problemen) erwirkte kürzlich durch einen Betroffenen beim Verwaltungsgericht ein noch nicht rechtskräftiges Urteil, wonach Meldeauflagen rechtswidrig seien.
Vize Woy: "Alle Maßnahmen gelten bis auf weiteres"
Sanktionen, die ausschließlich die Ultras betreffen: Verbot im Stadion Spenden zu sammeln, kein Zutritt vor 13.30 Uhr für das Vorbereiten von Choreografien, Entzug der dafür notwendigen Arbeitskarten, keine Zufahrt zum Transport der Lautsprecheranlage in der Nordkurve. Der Verkauf der Ultras-Zeitschrift „Ya Basta!“ ist wie das Verteilen von Info-Flyern im Stadion ebenfalls untersagt. „Alle Maßnahmen gelten bis auf weiteres, die Rücknahme bleibt zeitlich völlig offen“, sagt Woy. Seine Einschätzung, wie die Ultras reagieren: „Keine Ahnung. In den letzten Monaten hat es einen schweren Vertrauensbruch gegeben.“
Bis heute, 12 Uhr, muss der Verein beim DFB seine Stellungnahme zu den Vorfällen abgeben. Woy: „Ich hoffe, der Verband begrüßt unsere Maßnahmen, berücksichtigt diese im Urteil, das ich kommende Woche erwarte.“ Überdies wird über eine zusätzliche Stelle in der FCN-Fanbetreuung nachgedacht.
Und die Ultras? Die verzichten derzeit auf eine Erklärung, beraten intern über ihre Zukunft. Markus Löser
Mehr über den Club und wie sich Leverkusen-Leihgabe Marcel Risse seine Zukunft in Nürnberg vorstellt, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Donnerstag, 4. März.