1. FC Nürnberg: Der Fahrplan aus der Krise

Michael Oenning weiß: Reden allein hilft nicht. Der Club-Trainer fordert „Taten“ und will „knallhart aufzeigen, was mir nicht passt“
von  Abendzeitung
Kriegsrat: Club-Trainer Michael Oenning (links) und Manager Martin Bader.
Kriegsrat: Club-Trainer Michael Oenning (links) und Manager Martin Bader. © bayernpress

Michael Oenning weiß: Reden allein hilft nicht. Der Club-Trainer fordert „Taten“ und will „knallhart aufzeigen, was mir nicht passt“

NÜRNBERG Breite Brust? Pah. Hühnerbrust vielleicht. Mit drei Niederlagen in Folge, darunter der Pokal-K.o. gegen Hoffenheim, war der Club nach Leverkusen gereist und verfiel am Rhein in eine Art spielerische Schockstarre. Die Werkself, der FCN-Mittelfeldmann Thomas Broich einen „Spaziergang“ beim 4:0 attestierte, legte eines schonungslos offen: „Es ist klar, dass uns jetzt die Bundesliga-Tauglichkeit abgesprochen wird“, redet auch Manager Martin Bader nichts schön. Was tun? Der FCN-Fahrplan aus der Krise.

Der Trainer

„Natürlich reden wir auch“, sagt Michael Oenning. „Damit alleine ist es aber nicht gemacht, wir brauchen auch Taten.“ Denn, das weiß nicht nur Torhüter Raphael Schäfer: „Die Euphorie nach dem Aufstieg ist völlig aufgebraucht.“

Also ruft Oenning, spätestens seit der Vorführung in Leverkusen gebrandmarkt, den „Neustart“ aus. „Wir werden in der Länderspielpause sehr umfangreich und variabel trainieren“, verspricht der 44-Jährige, „knallhart aufzeigen, was ich nicht will.“ Das dürfte eine ganze Menge sein: Stellungsspiel in der Abwehr und Ordnung im gesamten System, mehr Tempo im Spielaufbau, deutlich höhere Zielstrebigkeit im Abschluss; aber vor allem Zweikampfhärte, gerne garniert mit taktischen Fouls.

Dass sich Kritik auch gegen Oenning (Vertrag bis 2011) wegen angeblich zu lascher Arbeitsweise richtet, kontert er so: „Ich kann nur von dem ausgehen, was ich hier tagtäglich erlebe. Der Tenor ist: Das schaffen wir gemeinsam.“

Die Korsettstangen

„Man muss auch mal über sich hinauswachsen, dazu gehört Leidenschaft“, motzt Führungsspieler Peer Kluge. Für Bader gehören „Schäfer, Pinola, Mintal, Wolf oder Eigler“ auch zu den Vorneweg-Marschierern. „Wir haben fast 14 Tage Zeit, eine Reaktion zu zeigen“, sagt Oenning, der herausfinden muss, „wer in der Lage ist, in dieser schweren Situation jetzt zu bestehen.“ Wolf und Isaac Boakye kurzfristig nicht, das Duo ist nach diversen Blessuren noch im Aufbau. Die nötige Erfahrung, um die Jungen wie Diekmeier, Risse, Frantz und Choupo-Moting zu führen, besitzt sicher ein Angelos Charisteas, zuletzt bei Oenning in Ungnade gefallen. „Er ist immer eine Option“, sagt Oenning nur.

Ein Trainingslager oder eine Verkleinerung des 27-Mann-Kaders ist „nicht vorgesehen“. Die Spreu lässt sich auch anders vom Weizen trennen, beispielsweise das Arbeiten in Gruppen. „Wir werden aus Aktionismus keinen Profi auf dem Altar unserer Amateure opfern“, stellt Bader fest.

Die Stimmung

Trotz Talfahrt dem Vernehmen nach gut. Respekt vor dem Trainer sei vorhanden, heißt es. „Die Mannschaft hat bei unserem Gespräch am Sonntag in keinster Form irgendwelche Forderungen gestellt“, berichtet Bader. Sollte einer ausscheren, kracht’s im Karton. Ein Daniel Gygax, der in den letzten Wochen seine Ich-bin-viel-zu-gut-Unlust offen bis zur Peinlichkeit zelebrierte, sollte sich schnell am Riemen reißen.

Die Fans

„In gedemütigter Haltung“, fordert Bader unmissverständlich, „müssen wir uns den verlorenen Kredit zurückholen. Unsere Anhänger wissen, dass wir ein Pendler zwischen den Ligen, noch nicht so gefestigt sind, dass über Jahre hinweg die Erste Liga eine Selbstverständlichkeit ist.“

Nur: Schon nach dem achten Spieltag ist die Hoffnung auf einen versöhnlichen Ausgang kommenden Mai erheblich geschwunden. „Wir werden die Stellschrauben so verändern, dass alle begreifen: Hertha ist mehr als ein normales Drei-Punkte-Spiel“, sagt Bader über den Fahrplan. An dessen noch fernem Ende es nicht heißen soll: Endstation! Alle absteigen! Markus Löser

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